TPI: Pioniere bei bio & fair

Reiseblog von
Thomas Rensmann

Thomas RensmannIm August 2015 hatte ich die Gelegenheit, den GEPA-Teepartner TPI in Indien zu besuchen. Im zweiten Teil meines Reiseblogs erfahren Sie mehr über die Vorteile des Fairen Handels und wie der Teegarten Samabeong überhaupt entstanden ist. Mehr über mich und meine Reise erfahren Sie hier

 

Samabeong – Blick in die Geschichte

Der Teegarten Samabeong liegt auf bis zu 2000 Metern Höhe und ist deshalb sehr gut geeignet, um Tee zu kultivieren. Die Briten, die in Indien von 1858 bis 1948 herrschten, bauten in diesem Gebiet schon früh eine Plantage auf. Später folgte auch eine Teefabrik am Fuße des Berges neben dem Fluss Geet Khola, der aus den Quellen der umliegenden Berge gespeist wird und durch das Tal fließt. 

Bei politischen Unruhen in den 1980-er Jahren wurde die Fabrik so stark beschädigt, dass bis heute nur eine Ruine übrig geblieben ist.

Plötzlich arbeitslos

Ohne Fabrik konnte auch die Ernte nicht mehr fortgesetzt werden und die Bewohnerinnen und Bewohner von Samabeong waren plötzlich arbeitslos. Durch die fehlende Pflege ist der Teegarten immer weiter verwildert und nach wenigen Monaten waren die Felder überwachsen. Die Menschen überlebten mit dem, was sie bei ihren Häusern anbauen konnten.

Ein älterer Arbeiter in der Fabrik zeigt mit seinem vernarbten Gesicht, wie schwierig die Zeit für die Bewohner gewesen sein muss, als der Garten geschlossen war. Der Manager der Fabrik machte mich darauf aufmerksam, dass die Narben im Gesicht von einem Bärenangriff stammen. Auf der Suche nach Nahrung war der Arbeiter im Wald von dem Bären überrascht worden. 

Neustart: Partnerschaft zwischen GEPA und TPI

Vor 25 Jahren ist TPI auf den Teegarten aufmerksam geworden und hat gemeinsam mit der GEPA entschieden, diesen Teegarten wieder zum Leben zu erwecken. Auch der Bio-Anbauverband Naturland war ein wichtiger Kooperationspartner. 

Samabeong wieder aufzubauen erforderte viel Geduld und Durchhaltevermögen: Die überwucherten Felder mussten von Unkraut befreit und die alten Teebäume entwurzelt werden. Die Arbeiterinnen und Arbeiter haben die Felder wieder bepflanzt und eine neue Fabrik oberhalb der Plantage gebaut. 

Pioniere im Bio-Teeanbau

Brij Mohan, Gründer von TPI, war Pionier in Sachen ökologischer Teeanbau. Er wurde belächelt, als er wieder auf selbst angesetzten Kompost anstelle von Kunstdünger zurückgriff und ohne Pestizide arbeitete. Das Engagement von TPI wirkte sich auch in ganz Darjeeling aus: Fast alle Gärten in Darjeeling sind dem Vorbild von TPI gefolgt und haben auf Bio umgestellt.


Wie viel verdienen die Produzenten?

Die Arbeiterinnen und Arbeiter bezahlt TPI nach dem Tarifvertrag: Sie erhalten 122,50 Rupien (1,75 Euro) pro Tag.

Tea Promoters India zahlt den Pflückerinnen jedes zusätzlich gepflückte Pfund Teeblätter, das über den Durchschnittswert von vier Kilogramm hinausgeht – das ist in Darjeeling keineswegs üblich.

Im Gegensatz zu anderen Unternehmen bietet TPI ihnen noch weitere Leistungen: 

  • Das Unternehmen kümmert sich um die Häuser der Arbeiter und übernimmt alle Reparaturkosten. 
  • TPI zahlt in einen Rentenfonds für jeden Teearbeiter bzw. jede Teepflückerin ein.
  • Eine ausgebildete Krankenschwester kümmert sich um die Menschen vor Ort. Falls nötig, organisiert sie weitere Behandlungen in der Stadt. 
  • Trinkwasser ist kostenlos.
  • Grundnahrungsmittel wie Reis, Mehl, Zucker und natürlich Tee sind ebenfalls kostenlos.
  • TPI stellt die Ausrüstung, die für die Arbeit im Teegarten benötigt wird, zum Beispiel Regenschirme, Gummistiefel, Sammelkörbe und Plastikschürzen.

Wer profitiert vom Fairen Handel mit der GEPA?

Die GEPA zahlt an TPI für jedes Kilogramm Bio-Tee einen Euro Prämie zusätzlich, aus der Gemeinschaftsprojekte finanziert werden. Die Arbeiter wählen ihre Mitarbeitervertretung. Die Vertreterinnen und Vertreter entscheiden, wofür dieses Geld eingesetzt wird. 

Diese Gemeinschaftsprojekte haben das Leben der Menschen in Samabeong in den letzten 25 Jahren grundlegend verändert. Das größte Projekt ist sicherlich die Errichtung einer Schule vor Ort. Alle Kinder der Umgebung können sie besuchen und der Unterricht ist für die Familien bezahlbar. Ursprünglich eine kleine Grundschule, steht hier jetzt eine „High School“, benannt nach dem TPI-Gründer Brij Mohan. 350 Kinder von Arbeitern lernen zurzeit an der Schule und haben die Aussicht, nach ihrem Abschluss aufs College zu gehen.


Viele weitere Projekte erleichtern den Bewohnern den Alltag: Ein Gemeinschaftszentrum, Straßen, Brücken, Wasserleitungen und Filter, Solarstromanlagen, aber auch Altersvorsorge-Fonds. 

Das aktuelle Projekt ist der Bau einer Touristenunterkunft, die Arbeitsplätze schaffen und der Gemeinschaft ein regelmäßiges Einkommen ermöglichen soll, unabhängig von der GEPA-Prämie. Warum dieses Projekt so wichtig für Samabeong ist, erkläre ich im letzten Teil „Blick in die Zukunft“

Bhawna Ray – Die erste Teegarten-Managerin

In Indien ist es in den ländlichen Regionen noch sehr ungewöhnlich, eine Frau in einer Führungsposition zu finden. In Samabeong ist das anders: Bhawna Ray organisiert hier seit zehn Jahren den Ablauf in den Feldern und koordiniert die Gruppen von Pflückerinnen und Arbeitern. Damit verkörpert sie nicht das typische Frauenbild, das viele in Indien noch haben. Sich den Respekt der männlichen Arbeiter zu verschaffen, war für Bhawna am Anfang nicht einfach. Mit viel Selbstbewusstsein gibt sie klare Anweisungen und wird in ihrer Position auf der Plantage auch von allen Arbeitern respektiert.

Zu Beginn war es schwer für die Männer, mich als Vorgesetzte zu akzeptieren. Sie haben es gelernt.Bhawna Ray

Bhawna ist verheiratet und hat einen Sohn, doch die Familie lebt nicht bei ihr in Samabeong. So ist es bei den meisten Teegarten-Managern, da sie ihren Kindern die besseren Bildungsmöglichkeiten in den Städten bieten wollen. 

Vor zehn Jahren war Bhawna die erste Teegarten-Managerin in Darjeeling. Dem Beispiel der Firma TPI sind inzwischen einige andere Firmen gefolgt. Auch Bhawna hat schon von anderen Firmen Angebote bekommen. „Angebote habe ich bekommen, teilweise auch mit besserer Bezahlung, aber ich bin glücklich hier in Samabeong“, stellt Bhawna klar. Binod Mohan hört es gar nicht gerne, wenn man ihn dafür lobt, eine Frau als Managerin eingestellt zu haben. „Bhawna hat sich die Position als Managerin auf Grund ihrer Leistungen verdient. Ich habe sie nicht angestellt, um eine Frau als Managerin zu haben.“ 


Die Kleinbauern von Subarna

Auf der gegenüberliegenden Seite des Tals, getrennt durch den Fluss, bebauen Kleinbauern jeweils ihr eigenes Stück Land, im Durchschnitt fünf bis zehn Hektar. 1997 initiierte TPI das Projekt in Subarna, weil die Bauern Probleme hatten, allein vom Gemüseanbau zu leben. Im Gegensatz zu den Festangestellten bei TPI mussten sie ihre Ernte auf dem lokalen Markt verkaufen und waren abhängig von den aktuellen Tagespreisen für ihr frisches Gemüse. Seit dem Projektstart wurden 60 Hektar Tee neu gepflanzt und fast 100 Familien können inzwischen vom Teeanbau gut leben. 

In der Fabrik in Samabeong wird seitdem der Tee von TPI und der Kleinbauern getrennt verarbeitet – und erfolgreich verkauft, zum Beispiel an die GEPA. Diese Kooperation bietet den Kleinbauern einen verlässlichen Abnehmer und damit auch ein verlässliches Einkommen.

 

Stand 10/2015

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Mehr über den Alltag der Arbeiterinnen und Arbeiter auf dem Feld und in der Teefabrik lesen Sie
im dritten Teil

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