Herausforderungen für Samabeong

Reiseblog von
Thomas Rensmann

Thomas RensmannIm August 2015 hatte ich die Gelegenheit, den GEPA-Teepartner TPI in Indien zu besuchen. Sie lesen den vierten Teil meines Reiseblogs: Diesmal geht es um die Herausforderungen und Probleme, mit denen die Teearbeiterinnen und -arbeiter von Samabeong konfrontiert sind. Mehr über mich und meine Reise erfahren Sie hier

 

Schädlinge bedrohen die Ernte

In allen Teegärten, die ich während meiner Reise durch Darjeeling besucht habe, sind Schädlinge eine große Herausforderung. Zum Beispiel befallen rote Spinnen und die sogenannten „tea mosquitos“ die Bäume und ernähren sich von den Blättern. Mit einigen natürlichen Mitteln versuchen die Arbeiter bei TPI, die mit kleinen schwarzen Fähnchen markierten Bäume zu retten. Bei TPI werden keine Pestizide eingesetzt und so hilft oft nur noch die Neupflanzung.

Die Schädlinge sind eine große Bedrohung für die gesamte Plantage. Deswegen mussten Arbeiterinnen zwischenzeitlich in besonders stark befallenen Bereichen die Insekten sogar per Hand aufsammeln, damit sie sich nicht weiter verbreiten. 


Die Jüngeren ziehen in die Stadt

Ein weiteres Problem für TPI ist, dass immer mehr Menschen dem Landleben den Rücken kehren und in die Städte ziehen. Besonders die junge Generation, gut ausgebildet, sucht ihr Glück in der Stadt. Für sie sind die Jobs dort attraktiver als die harte Arbeit auf dem Land. Einige kehren jedoch nach einigen Jahren zurück, besonders wenn die Eltern Pflege benötigen. Diese übernehmen in Indien traditionell die Kinder. Für die Rückkehrer ist es wichtig, wieder Arbeit in der Plantage zu finden, um die Eltern zusätzlich zu den Renten unterstützen zu können. Die neue Touristenunterkunft soll u. a. diesen Rückkehrern eine Arbeitsstelle bieten.

Gefährliche Erdrutsche

Der Klimawandel macht sich auch in den Bergen Darjeelings bemerkbar. „Wir müssen hoffen, dass es noch ein paar Wochen regnet“, sagte Nirdesh Tamang zu mir, als ich ihn auf den starken Regen ansprach. „Ohne den Regen wird das Wasser in den Monaten April und Mai am Ende der Trockenzeit knapp.“

Doch besonders schlimm für die Bewohner sind die zunehmend extremen Wetterbedingungen. Glücklicherweise war das schwere Erdbeben, das das angrenzende Nepal schwer erschüttert hat, zwar spürbar, aber es ist niemand ums Leben gekommen. Jedoch haben Anfang Juni 2015 schwere Regenfälle in der Region zu fatalen Erdrutschen geführt.

Der Anblick des Hauses war beängstigend – ein Wunder, dass das Kind überlebt hat.Thomas Rensmann

Samabeong war dieses Jahr besonders schwer davon betroffen. Auch ich musste meine Reise nach Darjeeling verschieben, weil es sonst zu gefährlich gewesen wäre. Straßen wurden verschüttet, die Wasserversorgung ist zusammengebrochen und Felder wurden zerstört. Als ich ankam, waren die Auswirkungen noch deutlich sichtbar.

Die Erdmassen haben mehrere Häuser zerstört. Für die nun heimatlos gewordenen Bewohner hat TPI Unterkünfte organisiert und es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Familien an einer sicheren Stelle ein neues Haus zu bauen. 

Eine der Arbeiterinnen ist bei dem Erdbeben ums Leben gekommen: In der Nacht wurde sie von einem Erdrutsch überrascht und konnte sich nicht mehr aus ihrem Haus retten. Knapp zehn Meter über dem Gebäude hatte sich die Erde gelöst und alles darunter mitgerissen. Die dem Hang zugewandte Hälfte ist komplett begraben worden und zusammengestürzt. Doch wie durch ein Wunder überlebte ihr Kind, das im gleichen Bett schlief. 

Für mich war der Anblick des Hauses beängstigend, denn hier liegen fast alle Häuser an einem Hang. Die Bewohner versuchen, das Risiko zu minimieren, indem sie Pflanzen ansiedeln, die tief wurzeln und so dem Boden mehr Stabilität geben. Doch solch extreme Wetterbedingungen sind in den Bergen besonders gefährlich.

 

Überschwemmungen – der Fluss war stärker

Durch die schweren Regenfälle ist der Fluss, der durch das Tal fließt, stark angeschwollen und hat vieles zerstört.

Mit großem finanziellem Aufwand hatte TPI vor wenigen Monaten neben dem Fluss eine Straße gebaut. Diese sollte den Arbeiterinnen, die aus einem entfernten Dorf kommen, um in Samabeong zu arbeiten, den Weg deutlich verkürzen. Doch trotz der Einschätzung vieler Experten, dass die Straße den Wassermassen während der Monsunzeit standhalten würde, war der Fluss stärker. Auch eine der Brücken wurde mitgerissen und hundert Meter den Fluss hinunter gespült. 

 

Für die Bewohner von Samabeong sind das herbe Rückschläge, da diese Projekte nur mit viel Aufwand verwirklicht werden konnten. Doch zusammen mit TPI suchen sie schon jetzt nach neuen Lösungen.

Stand 10/2015

WEITERLESEN

Im nächsten und letzten Teil möchte ich einen Ausblick in die Zukunft von Samabeong wagen.
Zum fünften Teil

Hier geht es
zurück zur Übersicht