Bei COOPROAGRO: So entsteht Fair Trade-Kakao

Reiseblog 
von Anne Bien

Im Juli 2016 habe ich unsere Einkaufsmanagerin Silvia Kurte zu unserem Kakaopartner COOPROAGRO in die Dominikanische Republik begleitet. Wie der frische Kakao weiterverarbeitet wird und was an der Kooperative wichtig für die Mitglieder ist, haben wir an unserem ersten Tag in der COOPROAGRO-Zentrale erfahren.

Einen Überblick über unsere Reise sehen Sie hier

Start: Kennenlernen bei der Vorstandssitzung

Zugegeben: Ich bin noch etwas müde und habe mit der Zeitverschiebung zu kämpfen. Hier liegen wir sechs Stunden zurück und die Reise war lang. Doch als wir durch die dominikanische Stadt San Francisco de Macorís zur Zentrale unseres Kakaopartners COOPROAGRO fahren, fegen die vielen Eindrücke und die Sonnenstrahlen die Restmüdigkeit weg.

Wir steigen aus dem Auto aus; sofort umweht der Kakaogeruch meine Nase. Exportmanager Francisco Soto begrüßt uns und führt uns in den Raum, in dem die Vorstandssitzung stattfinden wird. Hier kommen gewählte Vertreter der 21 Distrikte, so heißen die verschiedenen Gruppen, die zu COOPROAGRO gehören, zusammen. 

Bei der Sitzung stellt Silvia Kurte u. a. uns und die GEPA vor – umgekehrt erfahren wir bei einem heißen Kakao aus eigenen Bohnen mehr über verschiedene Projekte bei COOPROAGRO. Zwei wichtige Beispiele sind der Hinterbliebenenfonds und das „Comité de Crédito“. 

Wichtig für Familien: Hinterbliebenenfonds

Sehr wichtig für viele Mitglieder ist der Hinterbliebenenfonds. Das werden uns in den nächsten Tagen auch mehrere Bauern bestätigen. Stirbt ein Familienangehöriger, bekommen die Hinterbliebenen einen bestimmten Betrag, um z. B. die Trauerfeier zu bezahlen. Traditionell ist das in der Dominikanischen Republik eine sehr kostspielige Angelegenheit, weil dann die Großfamilie anreist. Sie muss verköstigt und versorgt werden. Diese Notsituation wird häufig ausgenutzt, um den Familien das Land zu billigen Preisen abzukaufen. Das wäre natürlich der Ruin. 

Comité de Credito: Weniger Bank – bessere Konditionen

Durch ein cleveres System hat sich COOPROAGRO ein Stück weit unabhängig von Banken gemacht. Tritt ein Bauer in die Kooperative ein, zahlt er einen einmaligen Mitgliedsbeitrag von 500 Pesos (50 Pesos entsprechen ca. 1 Euro). Darüber hinaus ist der Farmer bzw. die Farmerin verpflichtet, ein Konto zu eröffnen. Darauf werden weitere 500 Pesos deponiert. Auf dieses Konto muss das Mitglied jeden Monat 100 Pesos einzahlen – dieser Betrag wird meist bei der Kakaolieferung direkt von der Bezahlung abgezogen. Aus diesem Fonds können die Mitglieder zu günstigen Konditionen Kredite bekommen. Auch die Sparzinsen sind mit fünf Prozent relativ hoch.

Exportmanager Francisco Soto betont: „Die Beziehung zur GEPA ist für uns sehr wichtig. Wir haben großes Vertrauen – so können wir uns zum Beispiel darauf verlassen, Vorfinanzierungen zu erhalten, wenn wir sie benötigen.“ Solche Vorauszahlungen zu gewähren, ist für die GEPA selbstverständlich – sie sind für uns Teil eines partnerschaftlichen Handels.

Die Vorstandssitzung dauert noch mehrere Stunden – wir starten in Begleitung von Agrartechniker Nicolas Ortiz schon den Rundgang durch die Zentrale und können die ersten Verarbeitungsschritte sehen, riechen und fühlen.

Fermentieren: Hier entsteht das Aroma

Die Bauern liefern ihre frischen Kakaobohnen entweder direkt an die Zentrale oder über eine Aufkaufstation. Hier in der Zentrale werden die meisten der Kakaobohnen fermentiert. Durch diesen der Gärung ähnlichen Prozess entsteht ein leicht säuerlicher Geruch, ein bisschen wie Essig. In den Bohnen bilden sich Geschmack und Geruch aus – das sorgt hinterher für eine leckere Schokolade. 

Wie das Fermentieren hier abläuft, sehen Sie in der Bildergalerie:

 

Trocknen: Ab in die Sonne

Nach dem Fermentieren werden die Bohnen in einem großen Zelt ausgebreitet und getrocknet. Wir beziehen von COOPROAGRO solche getrockneten Bohnen, die für unsere leckeren Schokoladen in Deutschland weiterverarbeitet werden.

 

Klimawandel: Zu viel Kakao zum Fermentieren

Die Erntezeit hat sich in diesem Jahr durch starke Wetteränderungen verkürzt: von normalerweise vier Monaten auf zwei Monate. Dadurch kam bei der Genossenschaft der gesamte Kakao in viel kürzerer Zeit an, sodass nicht alles fermentiert werden konnte – es fehlt dafür einfach der Platz. 

In der Dominikanischen Republik wird solcher Kakao dann direkt getrocknet und als sogenannter „Sanchez“-Kakao verkauft. Sanchez bringt aber deutlich weniger Geld, weil sich das Aroma nicht wie bei der Fermentation entwickeln kann. Die Mitglieder von COOPROAGRO diskutieren zurzeit, wie sie das Problem in Zukunft vermeiden können. Die Bauern könnten z. B. mehr bei sich zu Hause fermentieren; eine Alternative wären mehrere kleinere Fermentationszentren in den Distrikten.

Transparent: Rückverfolgbarkeit bei COOPROAGRO

Von wem stammen die Kakaobohnen? Sicher ist: Wenn Sie eine Tafel GEPA-Schokolade in den Händen halten, und es steht „COOPROAGRO“ darauf, ist auch der faire Bio-Kakao von genau dieser Kooperative darin enthalten. Denn die GEPA arbeitet ohne Mengenausgleich. Die Genossenschaft kann die Bohnen vor dem Verpacken in den einzelnen Verarbeitungsschritten sogar noch genauer zurückverfolgen.

 

Wow! An meinem ersten Tag bei einem GEPA-Handelspartner habe ich schon ganz schön viel gelernt. Morgen geht’s weiter: Zum Beispiel zur ganz neu eingeweihten Brücke in Cuaba. Wir lernen viele Menschen kennen und dürfen bei einem der Gründungsmitglieder zu Mittag essen. Kommen Sie doch mit und lesen Sie weiter in Teil 2!

Stand 08/2016

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Am zweiten Tag geht’s nach dem Frühstück direkt in die Kakaopflanzungen – ich sehe zum ersten Mal echte Kakaobäume und wir lernen Produzenten und ihre Projekte kennen.
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Mit Kakao von COOPROAGRO:

 | Foto: GEPA - The Fair Trade CompanyIm Shop kaufen