Klimagerechtigkeit für Kleinbauern im Süden

09.06.2017 – Podiumsdiskussion mit Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft über UN-Entwicklungsziele bis 2030


Wuppertal. Fairer Handel spielt eine wichtige Rolle beim Kampf gegen den Klimawandel im Globalen Süden. Soziale Bewegungen wie der Faire Handel legen den Grundstein für Bewusstseinswandel, politische Rahmensetzungen und klimafreundlichere Wirtschaftsweisen. Entschlossenes Handeln aller Interessengruppen  ist unabdingbar: Das betrifft Politik, Wirtschaft und Verbraucher/-innen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Dabei spielt Deutschland eine entscheidende Rolle. So lautete das Fazit des Fachpodiums: „Climate First: Wie gelingt die öko-faire Wende bis 2030“, das die GEPA am 8. Juni mit zahlreichen Gästen aus Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Medien veranstaltet hat. Die Diskussion bildet den Auftakt der GEPA-Aktivitäten zu Klimagerechtigkeit in den nächsten Jahren. Das Wuppertal Institut wird diese Arbeit wissenschaftlich begleiten.

Wer zahlt die Rechnung? Menschen im Globalen Süden leiden aufgrund von Überschwemmungen, extremer Trockenheit und Ernteeinbrüchen am meisten unter den sozialen, ökologischen und ökonomischen Folgen des Klimawandels, obwohl sie am wenigsten dazu beigetragen haben. Handelspartner von Fair Trade-Pionier GEPA, vorwiegend Kleinbauerngenossenschaften, müssen zusätzlich zu ihrer täglichen Arbeit sogar immer häufiger Katastrophenhilfe leisten, um die schlimmsten Folgen der Klimaschäden abzumildern.

Jetzt erst recht: Dass das UN-Entwicklungsziel „Klimaschutz“ trotz Rückzug von US-Präsident Donald Trump aus dem Pariser Klimaabkommen erreicht werden kann, diskutierten GEPA-Geschäftsführer Peter Schaumberger, Flhor de Maria Zelaya Contreras (Mitglied Frauen-Kaffeekooperative APROLMA, Honduras) gemeinsam mit Claudia Warning (Vorstand GEPA-Gesellschafter Brot für die Welt), Andreas Mucke (Oberbürgermeister Wuppertal) und Uwe Schneidewind (Präsident Wuppertal Institut). In seinem Grußwort betonte Klaus Töpfer, ehemaliger Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, dass wirtschaftliche Stabilität und ökologische Vorsorge sehr wohl Hand in Hand gehen können. Daran müsse in Deutschland intensiv weitergearbeitet werden.

Nur mal kurz die Welt retten? Konkrete Maßnahmen

Einfache Formeln zur Rettung des Weltklimas gibt es nicht, konkrete  Lösungsansätze aber schon. Nun kommt es auf die konsequente nationale Umsetzung internationaler Beschlüsse an. Daher appellierte Flhor de Maria Zelaya Contreras (APROLMA, Honduras) an die Bundesregierung: „Legen Sie Ihr Ego ab, verstehen und leben Sie das Wort Solidarität und setzen Sie sie in Ihrer Arbeit um. Denken Sie an die Zukunft der Erde und lernen Sie unsere Mutter Natur, ‚la tierra madre‘, zu verstehen. Nur so und nicht anders tragen Sie zur öko-sozialen Transformation auf politischer Ebene bei“. Peter Schaumberger (GEPA) forderte konkretes Umdenken: „Die Beweislast umdrehen: Für Klimasünden müssen selbstverständlich die Verursacher Rechenschaft ablegen. Klimagerechtigkeit sollte in den Köpfen fest verankert und in den Gesetzen festgeschrieben werden. Der Faire Handel zeigt seit mehr als vierzig Jahren, dass Handel nach fairen und ökologischen Kriterien auch wirtschaftlich erfolgreich ist.“ Wie das funktionieren kann, machte er am Beispiel Kaffee deutlich: „Der unter unfairen und klimaschädlichen Bedingungen erzeugte Kaffee müsste viel teurer sein.“

Claudia Warning (Brot für die Welt) appellierte an die Verantwortung der Industrie- und Schwellenländer: „Verdorrte Ernten wie auch Überschwemmungen treffen die Ärmsten am härtesten. Das dürfen wir nicht zulassen!“ Sie forderte die Bundesregierung zum Ausstieg aus der Braunkohle auf. Die „German Energiewende“ – mittlerweile ein internationales Schlagwort – könne hier mit erneuerbaren Energien eine Vorreiterrolle spielen. Man könne hier der Politik auch „Rückenwind“ geben.

Wie sich Wuppertal getreu dem Motto „Global denken, lokal handeln“ engagiert, zeigte Andreas Mucke (Stadt Wuppertal) am Beispiel der Klimapartnerschaft mit der Partnerstadt Matagalpa (Nicaragua). Da Matagalpa ein großes Problem mit Hochwasser hat, unterstützt Wuppertal mit Frühwarnsystemen. Die Umweltverwaltungen der beiden Partnerstädte kooperieren eng zusammen. Andreas Mucke: „Wenn US-Präsident Trump den Rückwärtsgang in der Klimapolitik einlegt, muss der Rest der Welt – allen voran die Städte – Vollgas bei der Klimarettung und bei einem nachhaltigen Lebensstil geben.“

Uwe Schneidewind (Wuppertal Institut) sprach von einer „Dynamik für den Klimaschutz von unten“, d. h. von Unternehmen, Städten, Produzent/-innen und der sozialen Bewegung, die einen „Legitimationsdruck“ auf die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erzeugen könne. Er betonte, dass es in Wuppertal mit der GEPA und dem Wuppertal-Institut zwei „global champions“ gebe im Hinblick auf die globalen Nachhaltigkeitsfragen. Diese hätten nicht nur die Diskussion in Deutschland, sondern auch international entscheidend geprägt.

Weitere Forderungen an die Politik

GEPA-Geschäftsführer Peter Schaumberger setzte sich im Namen der GEPA-Handelspartner für eine Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft ein, die laut Weltagrarbericht zu siebzig Prozent zur Welternährung beitragen. Dazu gehört vor allem Wissenstransfer und technische Unterstützung. Darüber hinaus sollten öko-faire Beschaffung auf Lokal-, Landes-, Bundes- und EU-Ebene gesetzlich verankert werden. „Förderung kleinbäuerlicher Landwirtschaft“ und „öko-faire Beschaffung“ sind Teil des Forderungskatalogs der Kampagne zur Bundestagswahl von Forum Fairer Handel und Weltladen-Dachverband (www.forum-fairer-handel.de). Außerdem schlug Peter Schaumberger „fiskalpolitische Regulierungen“ vor. Dazu zählen einerseits Steuererleichterungen für Unternehmen, die fair und ökologisch wirtschaften, andererseits Sanktionen bei Klimasündern in Form einer CO2-Steuer.

Als Fair Trade-Pionier steht die GEPA seit über 40 Jahren für Transparenz und Glaubwürdigkeit ihrer Arbeit. Wir handeln als größte europäische Fair Handelsorganisation mit Genossenschaften und sozial engagierten Privatbetrieben aus Lateinamerika, Afrika, Asien und Europa. Durch faire Preise und langfristige Handelsbeziehungen haben die Partner mehr Planungssicherheit. Hinter der GEPA stehen MISEREOR, Brot für die Welt, die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej), der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. Für ihre Verdienste um den Fairen Handel und die Nachhaltigkeit ist die GEPA vielfach ausgezeichnet worden, u. a. beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2014 als „Deutschlands nachhaltigste Marke“; gleichzeitig wurde sie dabei unter die Top 3 der nachhaltigsten Kleinunternehmen (bis 499 Mitarbeiter) gewählt. Außerdem hat sich die GEPA nach dem neuen Garantiesystem der WFTO prüfen lassen. Näheres zu Preisen und Auszeichnungen sowie zur GEPA allgemein unter www.gepa.de
Mitgliedschaften:

  • World Fair Trade Organization (WFTO)
  • European Fair Trade Association (EFTA)
  • Forum Fairer Handel (FFH)
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