Zu Besuch in Tierra Colorada

GEPA-Pressereferentin
Brigitte Frommeyer erzählt:

Wir fahren mit dem Schnellboot über den Canyon Sumidero an traumhaften Bergmassiven vorbei. Albtraumhaft sind dagegen die Teppiche von Plastikflaschen, die da und dort auf dem Wasser schwimmen. Anschließend geht es noch ein ganzes Stück mit dem Pick-up der Genossenschaft weiter. 

42 Wellblechdächer haben sich die Bauern von unserer Extra-Prämie gekauft.Brigitte Frommeyer

Zwischendurch werden wir aufgehalten. Die Straßen sind blockiert, weil seit Monaten die Lehrer streiken. Schließlich geht es irgendwann die Straße ab, auf einen holprigen Feldweg, an vertrockneten Maisfeldern vorbei. Nach einer geschätzten halben bis Dreiviertelstunde kommen wir in Tierra Colorada an.

Die Lage der Bauern kannte ich bislang nur aus zweiter Hand: kein Zugang zu Wasser und Elektrizität, drohende Vertreibung, aber was heißt das konkret? Davon kann ich mir ein Bild machen, als ich die Ansammlung von Hütten aus einfachen Brettern mit den Wellblechdächern sehe. Diese 42 Wellblechdächer haben sich die Bauern von unserer Extraprämie gekauft: 37.395 Pesos (2.210,35 Euro, Stand: 3. Juli 2013).

 

Neue Auffangbehälter für Regenwasser

Von den Wellblechdächern wird ein ausgehöhlter Bambusstamm als eine Art Regenrinne abgeleitet. Von dort fließt Wasser in Auffangbehälter. Das können große Tanks sein, zum Teil handelt es sich auch um einfache Schüsseln. Da verstehe ich, was es bedeutet, wenn es am Wesentlichen fehlt. Weshalb es zunächst wichtiger ist, in neue Auffangbehälter, statt in zusätzliche Bildungs- und Schulmaßnahmen zu investieren.

Zunächst sind neue Auffangbehälter wichtig.Brigitte Frommeyer

Denn von den Wellblechdächern kann jetzt zwar mehr Wasser abgeleitet werden, aber sie brauchen mehr Auffangbehälter, um dieses Wasser auch zu lagern und zu nutzen. Unser Reiseleiter Kleber Cruz vom Produktmanagement Kaffee der GEPA hat berechnet, dass 44 neue Behälter ca. 4.200 US-Dollar kosten würden.

Wie dringlich das Thema Wasser ist, kann auch die Bäuerin Tavita Giron Intzin, 38, bestätigen: "Wasser ist immer noch ein Problem für uns. Deshalb wünschen wir uns jetzt Auffangbehälter für jede Familie. Der Bau der Blechdächer war nur ein erster Schritt". Aus dem Mehrpreis der GEPA von 5 US-Dollar für 100 amerikanische Pfund Kaffee (45,36 Kilogramm), der für die nächste Kaffeelieferung gezahlt wird, wollen die Bauern 44 Auffangbehälter mit einer Kapazität von 1000 Litern pro Stück anschaffen.

Wasser ist immer noch ein Problem für uns.Tavita Giron Intzin

Wir haben uns in einem Schulraum von Tierra Colorada versammelt. Hier werden die Kinder der Klassen eins bis drei unterrichtet. Es gibt auch eine weiterführende Schule in der Gemeinde. Angehende Lehrer (genau genommen Studierende) kommen dort hochgefahren und unterrichten die Kinder von 9 bis 14 Uhr. So können sie zumindest eine Grundversorgung gewährleisten.

 

Viele sind hier geboren - die Regierung will sie vertreiben

Wir diskutieren die aktuelle Situation der Kaffeegemeinde. Die Situation der Bauern ist in der Schwebe. Aller Voraussicht nach werden sie den Nationalpark verlassen müssen. Man spricht von einer Übergangsfrist von fünf Jahren. Genaues weiß man nicht. Doch die Bauern möchten gern in Tierra Colorada bleiben, viele sind schon hier geboren, kennen nichts anderes. Sie haben dieses Land 1969 von einem Großgrundbesitzer gekauft; sie haben aber keinen Eigentumstitel. 

Einen Beleg gibt es nicht, nur eine Art Gewohnheitsrecht. Jeder Bauer hat seine eigene kleine Parzelle, die er bearbeitet. Für einen Kilo Pergaminokaffee haben sie aktuell 30 Pesos (1,71 Euro, Stand: 17.10.2013) bekommen. Der Nationalpark existiert erst seit 1980; die Bauern leben also schon viel länger dort. 

Ich hänge an diesem Stück Erde.Alonso Velasco Guzman

Auch der Schatzmeister Alonso Velasco Guzman bestätigt mir gegenüber im persönlichen Gespräch, wie wichtig es auch für ihn persönlich ist, dass Tierra Colorada hier bleiben kann. "Wir sind hier aufgewachsen, unsere Eltern sind hier gestorben. Kaffeeanbau ist so eine harte Arbeit, das Säen, die Pflege die Ernte, aber ich hänge an diesem Stück Erde."

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