ÖKO-TEST untersucht GEPA Bio Basmati Reis

Alle Hintergründe
zum Testurteil

ÖKO-TEST hat für die aktuelle Juli-Ausgabe (07/2020) verschiedene Reissorten von insgesamt 21 Anbietern untersucht, darunter den GEPA Bio Basmati.

Das Magazin vergibt dafür das Urteil „ungenügend“ und begründet dies mit den gemessenen Werten für Mineralöle sowie dem Ergebnis, dass eine alte Basmati-Sorte enthalten ist, die nicht einem Standard-Code entspricht.

Das Ergebnis nehmen wir sehr ernst und haben uns daher mit der Meinung und den Argumenten der ÖKO-TEST-Redaktion intensiv auseinandergesetzt. Sie finden alle Hintergründe und auch unsere Verbesserungsmaßnahmen auf dieser Seite.

Vorab die wichtigsten Punkte:

  • Der Reis ist voll verkehrsfähig und kann verzehrt werden.
     
  • Sie unterstützen damit ein Vorzeigeprojekt des Fairen Handels, die Stiftung Navdanya in Indien.
     
  • Einen gesetzlichen Grenzwert gibt es für Mineralölrückstände nicht. Bei den von ÖKO-TEST gemessenen Werten liegen wir unter offiziellen Orientierungswerten des Lebensmittelverbandes sowie der Bedarfsgegenständeverordnung.
     
  • Wir weiten unsere Analysen aus um uns noch intensiver den Ursachen in der Lieferkette zu nähern. Von diesem Thema ist die gesamte Lebensmittelindustrie betroffen.
     
  • Der getestete Reis enthielt teils nach Infos unseres Partners eine ältere Basmati-Sorte, die nicht in die von ÖKO-TEST zugrunde gelegten Kriterien des „British Code Of Practice“ fällt – die Körner sind einen Millimeter kürzer.
     
  • Unser langjähriger Partner Navdanya hat zum Ziel traditionelles Saatgut und alte Sorten zu bewahren: Ein wichtiger Beitrag zur Ernährungssicherung. In Deutschland gibt es noch keine Regelung, welcher Basmati-Reis als Basmati gilt und welcher nicht.
     
  • Die Einzelbewertungen für Pestizide, Cadmium, Arsen wiesen bei unserem Reis keine Auffälligkeiten auf.

Wir möchten im Folgenden näher auf die einzelnen Themen eingehen.

     

    Mineralöle: Ein Problem in der gesamten Lebensmittelindustrie

    Kontamination durch Mineralöle ist seit Jahren ein Problem für die gesamte Lebensmittelindustrie, da der Eintrag in jeder Stufe der Lieferkette passieren kann, auch beim Transport, wie auch ÖKO-TEST in der Vergangenheit anerkannt hat. Die aktuelle moderne Analytik macht all diese Einträge als Summenwert im Ergebnis sichtbar, doch nur eine Suche in verschiedensten Stadien der Produktionskette kann uns helfen, möglicherweise die eine oder andere Eintragsquelle zu finden und auszuschließen.

      Laborergebnisse zu Mineralöl

      Mineralöle in unseren Lebensmitteln können wir natürlich nicht akzeptieren. Wir nehmen dieses Ergebnis sehr ernst und zum Anlass, intensiv nach weiteren Ursachen dieser Rückstände zu suchen. Man unterscheidet zwei Formen von Mineralölen:

      MOSH:

      MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons) sind gesättigte Kohlenwasserstoffe aus Mineralöl. Sie können entweder direkt aus Erdöl stammen, also beim Reis z. B. aus Schmierölen von Entspelzungsmaschinen oder auch aus Abgasen von Verbrennungsprozessen und Motoren während der Transporte.
      Sie stehen unter dem Verdacht, gesundheitsgefährdend zu sein. Zurzeit gibt es aber noch keine abschließende toxikologische Bewertung dazu.

      MOAH

      Die aromatischen Mineralöle (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons, MOAH) werden potenziell als gesundheitsschädlicher eingestuft als die gesättigten (MOSH). Deshalb bewertet ÖKO-TEST bereits den geringsten Nachweis von MOAH streng mit einer Abwertung.

      Bei dem untersuchten GEPA-Produkt handelt es sich um einen Basmatireis mit Chargen-Nr. 04/08/21(L0166577). ÖKO-TEST hat hier folgende Werte angegeben:

      • für die gesättigten Mineralöle (MOSH) insgesamt 3,2 mg/kg
      • für die aromatischen Mineralöle (MOAH) insgesamt 0,4 mg/kg

      Aktuell keine gesetzlichen Grenzwerte

      Aktuell sind noch keine gesetzlichen Grenzwerte für die Mineralölrückstände MOSH und MOAH festgesetzt worden. Wohl gibt es aber Orientierungswerte vom Lebensmittelverband Deutschland (vorher BLL) für Mineralölkohlenwasserstoffe in Reis für MOSH von 6 mg/kg.

      Die Bedarfsgegenständeverordnung befürwortet eine tolerierbare Migration von MOAH in ein Lebensmittel in einer Höhe von 0,5 mg/kg. Mit unseren Ergebnissen liegen wir noch unter diesen Werten.

      Starke Schwankungen

      Unsere eigenen Tests vor zwei Chargen wiesen kein MOSH/MOAH auf (Werte unterhalb der Nachweisgrenze). Das zeigt noch einmal, dass die MOSH/MOAH-Werte starken Schwankungen unterliegen und es nicht einfach ist, nachweisbare Werte komplett zu vermeiden.

       

      Ursachenforschung ganz konkret

      Wie erwähnt, gibt es mögliche Eintragsquellen entlang der ganzen Lieferkette: MOSH/MOAH kann auf jeder Stufe der Verarbeitung als Verunreinigung entstehen und in Lebensmittel gelangen.

      • Verarbeitung: Unseren Basmatireis verarbeitet unser Handelspartner Navdanya schon in Indien in einer Reismühle von Paddy-Reis (ungeschältem Reis) zu weißem Reis. Danach wird der Reis gereinigt, in Polyethylensäcke verpackt und per Container nach Deutschland verschifft.

        Die uns von Navdanya übermittelten Testergebnisse zeigen, dass die genannte Charge vor Verschiffung einwandfrei war.
         
      • Transport und Lagerung: Kontaminationen sind auch während des Transports denkbar, z. B. wenn Reissäcke im Seecontainer mit möglicherweise recyceltem, also mineralölhaltigem Kartonpapier zum Schutz vor Feuchtigkeit verpackt werden. Auch nach Ankunft in Deutschland können Mineralöle migrieren, z. B. bei der Lagerung oder während des Transports mit Speditionen.
         
      • Verpackung: Mineralöle verflüchtigen sich bei Wärme und befinden sich dann als Gase in der Umgebungsluft. Da die meisten bisher üblichen Verpackungsmaterialien nur eine zeitlich sehr begrenzte Barriere gegen diese Gase bieten, gelangen die mineralölhaltigen Gase durch die Verpackung in die Lebensmittel.

      Minimierungskonzept

      Gemeinsam mit unserem Handelspartner arbeiten wir daran, das Eintragsrisiko zu minimieren:

      • Navdanya hat die Sicherheitskriterien für die Verpackung der Transportware erhöht. Sie verwenden jetzt Polypropylensäcke mit 120 GSM. Die Maßeinheit GSM („Grams per Square“) misst die Materialdichte.
         
      • Wir werden unsere MOSH/MOAH-Analysen von Reis auf jede Stufe ausweiten, um uns so der Kontaminationsquelle noch intensiver zu nähern. So erhoffen wir uns Erkenntnisse darüber, auf welcher Ebene und z. B. durch welche Verarbeitungsprozesse die Einträge entstehen können.
         

      Ältere Sorte: „Dehraduni Basmati Type 2“ ein Millimeter kürzer

      Basmati-Reis kommt aus Indien oder Pakistan und wächst am Fuße des Himalaya-Gebirges. Der Langkornreis hat ein typisches, blumiges Aroma. Guter Basmati-Reis sollte mindestens 6,5 mm lang sein. Bislang gibt es aber keine eindeutige Definition. Wir haben auf eine freiwillige DNA-Analyse verzichtet, da durch das Bio-Audit die Rückverfolgbarkeit bis zu den verschiedenen Kleinbauern gewährleistet ist.

      Den von ÖKO-TEST untersuchten Basmati-Reis haben wir bei Navdanya unter folgenden Maßgaben bestellt: „Dehraduni Basmati Type-3“. Weil ÖKO-TEST einen Fremdreis-Anteil von 20 Prozent festgestellt hatte, teilte uns Navdanya auf unsere Rückfrage mit, dass bei der Charge eine Gruppe von Kleinbauern „Dehraduni „Basmati Type-2“ angebaut hatte, dessen Körner einen Millimeter kürzer sind als der von uns bestellte „Dehraduni Basmati Type-3“.

      Navdanya hat inzwischen Lösung gefunden

      Dieses Thema hat Navdanya inzwischen gelöst. Aktuell überprüfen dort zwei Manager für Qualitätssicherung sämtliche Verarbeitungsschritte von der Aussaat bis zur Verschiffung.

      Für Basmati gibt es folgende Kriterien zur Orientierung:

      • Der britische „Code of Practice on Basmati Rice“ toleriert einen Fremdanteil von neun Prozent.
      • Für neun Sorten bestehen EU-weit besondere Zollbestimmungen. Sie unterliegen strengeren Kontrollen, die auch einen Sortentest mittels einer DNA-Analyse vorsehen. Dabei sind bis zu fünf Prozent Fremdreis erlaubt.

      Wann ist Reis Basmati? Unterschiedliche Definitionen

      Wir bedauern, dass ÖKO-TEST in einem plakativ hervorgehobenen Zitat im Text, „weil weniger Basmati-Reis in der Packung steckt als sollte“, einen verkürzten negativen Eindruck erweckt. In der Fußnote zum Test wird hingegen unsere Rückmeldung berücksichtigt, dass in einem der Dörfer noch eine alte Basmatisorte angebaut wurde.

      Navdanya hat als Stiftung gerade die Zielsetzung, alte Sorten zu bewahren, ein sehr wichtiger Beitrag zur Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität. Laut der Stiftung ist der als Fremdreis angemerkte Bestandteil ebenfalls Basmati, allerdings wie oben erwähnt einen Millimeter kürzer. ÖKO-TEST und sein Labor beziehen sich zur Einordnung auf den britischen „Code of Practice“, s. o. Dieser enthält allerdings nur die gängigsten „großen“ Basmatisorten und nicht vollständig sämtliche kleinere Sorten.

      In Deutschland gibt es keine gesetzliche Regelung

      Laut Portal der Verbraucherzentrale gibt es in Deutschland jedoch keine Regelung für Basmati-Reis wie den britischen „Code of Practice“, welche Sorten als Basmati-Reis verkauft werden dürfen und welche nicht. Daher hätten wir uns einen Verweis auf die Leistung der Stiftung, traditionelles Saatgut für Kleinbäuer*innen zu bewahren, gewünscht.


      Navdanya: traditionelles Saatgut für Kleinbäuer*innen

      Die GEPA bezieht den Basmatireis bereits seit 1999 von der Stiftung Navdanya, gegründet von der Trägerin des alternativen Nobelpreises Dr. Vandana Shiva. Die Stiftung setzt sich für die Erhaltung von traditionellem Saatgut ein. Ihre Arbeit reicht von der internationalen Lobby- und Kampagnenarbeit über die Weiterbildung der Bäuerinnen und Bauern bis zur praktischen Vermarktung ihres traditionellen Basmati-Reises. Die Bauern erhalten einen deutlich höheren Preis, als auf dem Markt üblich ist. Durch den Fairen Handel hat die Organisation erst Zugang zum europäischen Markt erhalten. Die Stiftung betreibt außerdem eigene Läden in Delhi, Mumbai und Dehradun.

      Navdanya ist daher ein wichtiger Partner für die GEPA. Solidarität heißt für uns auch, gemeinsam in allen Bereichen Verbesserungen anzustoßen. Rückstände jeglicher Art können wir nicht tolerieren und wir werden weiter mit Navdanya daran arbeiten, die Rückstände zu minimieren und auszuschließen. Von Navdanya werden wir weiterhin Rohware beziehen und unseren Partner in seiner Entwicklung unterstützen.

      Der Reis ist voll verkehrsfähig und kann verzehrt werden. Durch den Kauf unterstützen Sie viele Kleinbäuerinnen und -bauern in Indien.

      Wir können aber auch nachvollziehen, wenn Sie diesen Reis erstattet bekommen möchten:
      Kund*innen, die Basmati-Reis mit Art.-Nr. 8481006 gekauft haben, können uns das Päckchen schicken und sich den Betrag des empfohlenen Verkaufspreises von 3,79 Euro zurückerstatten lassen.

      Stand 06/2020

       

      WEITERE INFORMATIONEN

      Produkttests

      GEPA-Produkte überzeugen im Test

      Ein- bis zweimal im Jahr "gut" oder "sehr gut": GEPA-Produkte bei ÖKO-TEST, Stiftung Warentest, Guter Rat und Co.

       | Foto: GEPA - The Fair Trade Company/A. Fischer

      Partner

      Am Fuße des Himalayas

      Den Fair Trade-Bio Basmati-Reis beziehen wir von unserem indischen Partner Navdanya. Sie setzen sich aktiv gegen Saatgutpatente und für traditionelle Sorten ein.

       | Foto: GEPA - The Fair Trade Company/C. Nusch