Wirtschaftskrise in Sri Lanka: Lage unserer Partner

*** Update 03/2023: ***

Das hochverschuldete Land
ist so gut wie zahlungsunfähig

Das Land ist zwar wieder aus den Schlagzeilen der Medien in Deutschland verschwunden, aber die Wirtschaftskrise des Inselstaates hält an. Infolge der Pandemie und den fehlenden Einnahmen aus dem Tourismus sowie Korruption ist das hochverschuldete Sri Lanka so gut wie zahlungsunfähig. Die Kosten für Lebensmittel sind enorm gestiegen, ebenso für Energie und damit auch für den Transport. 

Die britischen Medien berichten, dass vor allem arme Familien in den Städten nur noch einmal am Tag essen können, meist Reis mit einer günstigen Beilage. Eier, Milch oder Fleisch sind für sie zum Luxus geworden und kommen nur noch selten auf den Tisch.

Im Dezember 2022 besuchte Markus Wolter, Mitarbeiter unseres Gesellschafters Misereor, im Rahmen einer Dienstreise auch GEPA-Partner in Sri Lanka und berichtet von deren Situation.

SOFA, Gampola

Da sie ökologisch anbauen, sind sie nicht von den Preissteigerungen betroffen.Markus Wolter, Misereor

Die Situation bei den Mitgliedern unseres Partners SOFA (Small Organic Farmers Association) ist glücklicherweise etwas anders als oben beschrieben. Denn die Bio-Bäuer*innen von SOFA bauen neben Tee und Gewürzen für die GEPA auch Nahrungsmittel für den eigenen Verbrauch an. „Bis zu 20 verschiedene Kulturen werden in einem Betrieb angebaut“, berichtet Markus Wolter von Misereor. „Und da die Mitglieder von SOFA ökologisch anbauen, sind sie auch nicht – wie konventionelle Bäuer*innen in Sri Lanka – von den enormen Preissteigerungen bei chemischen Düngemitteln betroffen“, so Wolter weiter. Er ist außerdem sehr beeindruckt von der Farm des Bio-Bauern Prem, den er besucht hat und der Agroforstwirtschaft betreibt. Das Land wird mehrstöckig bebaut, so dass zum Beispiel Schattenbäume, niedrigere Obstbäume, Muskatnussbäume und bodendeckende Pflanzen dort wachsen. Durch die Agroforstwirtschaft sind die Farmen besser vor den Folgen des Klimawandels wie heftigen Regenfällen geschützt und der Boden wird nicht weggeschwemmt. Zurzeit sind es 20 SOFA-Berater*innen, die die Bio-Bäuer*innen vor Ort beraten und SOFA stellt seinen Mitgliedern sehr anschauliche und verständliche Bücher zum Öko-Anbau zur Verfügung.

Einzig der Kauf von Benzin scheint ein Problem für SOFA zu sein, da es sehr teuer geworden ist und auch nicht immer vor Ort erhältlich. Dieses benötigen sie zum Beispiel, um die frischen Teeblätter von den Bäuer*innen zum Verarbeiter zu transportieren. Aber damit können sie umgehen.

Ma´s Tropical Foods, Colombo

“Ma´s Tropical Foods bietet den Mitarbeitenden gute, sehr faire Rahmenbedingungen“, so Markus Wolter. Der Campus von Ma´s Tropical Foods, wo die Mitarbeiter*innen Essen und auch wohnen können, hat ihn sehr beeindruckt. Durch die starke Mitarbeiterbindung hat Ma´s Tropical Foods auch die Pandemie gut überstanden, nur wenige Mitarbeiter*innen sind abgewandert.

Die Bio-Bäuer*innen, die Ma´s Tropical Foods mit Rohware beliefern, verarbeiten die Gewürze zu Hause und bauen zudem Reis und Gemüse an, so dass sie nur wenige Lebensmittel zukaufen müssen. Das ist bei stark gestiegenen Lebensmittelpreisen von großem Vorteil. Und wie auch bei SOFA benötigen sie auch keine chemischen Düngemittel, da sie ökologisch anbauen, und sind nicht von den gestiegenen Preisen für Agrarchemikalien betroffen.

*** Meldung aus 05/2022: ***

„Schlimmste Wirtschaftskrise
seit der Unabhängigkeit“ 

Sri Lanka leidet unter einer schweren Wirtschaftskrise. Auch unsere Partner SOFA und Ma´s Tropical Foods sind stark betroffen. Mit beiden Partnern sind wir dazu regelmäßig im Kontakt. Der englische Fernsehsender BBC bezeichnet die aktuelle Wirtschaftskrise „als die schlimmste seit der Unabhängigkeit Sri Lankas im Jahre 1948“. 

Die Preise steigen extrem

Die Devisenvorräte des Landes reichen nicht mehr aus, um ausreichend Grundnahrungsmittel, Benzin, Gas und Medikamente zu importieren. Dies führt in Sri Lanka zu einer Knappheit dieser Güter und aufgrund dessen sind die Preise für die Menschen extrem gestiegen. Benzin wurde zum Beispiel im Vergleich zum Vorjahr um 65 Prozent teurer, aber auch der Preis für Weizenmehl ist deutlich höher als zuvor.

Proteste richten sich gegen die Regierung

Die Regierung Sri Lankas macht die Pandemie dafür verantwortlich, da kaum mehr Tourist*innen in das Land gekommen sind. Der Tourismus ist einer der wichtigsten Devisenquellen des Landes.

Expert*innen sprechen laut BBC von Misswirtschaft seitens der Regierung, zum Beispiel seien unnötige Infrastrukturprojekte geplant worden und es sei eine Tatsache, dass Devisen kaum über Exporte von Waren verdient werden. Seit Anfang April 2022 kommt es zu großen Protesten im Land, die sich gegen die Regierung und vor allem gegen den amtierenden Präsidenten Gotabaya Rajapaksa richten. Auch Mitglieder von unserem Kokosmilch-Partner Ma’s Tropical Foods haben an einer Demonstration teilgenommen. Gründer Mario de Alwis kritisiert die Regierung seines Landes und die großen Ungleichheiten aufs Schärfste.

Arme Familien müssen an Mahlzeiten sparen

Die Menschen in Sri Lanka müssen im Schnitt 30 Prozent mehr für ihre Lebensmittel ausgeben. Das bedeutet vor allem für die ärmeren Familien, dass sie sich weniger Mahlzeiten am Tag leisten können. Die Busse fahren aufgrund der Treibstoffknappheit sehr unregelmäßig, so dass die Menschen nicht zur Arbeit kommen können – oder nur mit viel Verspätung. Die Regierung verhängte vor dem Hintergrund der Proteste Ausgangssperren im Land und erschwerte den Zugang zu den sozialen Medien.

Benzinmangel bei unserem Tee-Partner SOFA

Wir tun unser Bestes, die wichtigsten Aktivitäten aufrecht zu erhalten.Bernard Ranaweera, Präsident SOFA

Diese Situation in Sri Lanka hat auch Auswirkungen auf unsere Handelspartner. So führt knappes Benzin zum Beispiel dazu, dass gepflückte Teeblätter bei SOFA nicht von den Bäuer*innen in die Teefabrik gebracht werden können.

Der Präsident unseres Partners SOFA, Bernard Ranaweera, schreibt dazu: “Trotz alledem versuchen wir unser Bestes, um die wichtigsten Aktivitäten unserer Organisation aufrecht zu erhalten. “ 

Bernard Ranaweera ist stolz darauf, dass sie trotz dieser Krise weiterhin ihre Regeln zur Vermeidung von COVID19-Infektionen ernstnehmen. Sie halten weiterhin Abstand und sind mit den Mitgliedern in anderen Regionen zum Beispiel über Computer und Zoom in Kontakt.

Massive Stromausfälle bei Ma´s Tropical Foods

Sheran de Alwis, der Sohn von Gründer Mario de Alwis und seiner Frau, beschreibt die Situation bei unserem Partner für Bio-Kokosmilch im April wie folgt: “Durch die Knappheit an Strom und Benzin (für Generatoren) haben wir lange Stromausfälle, teilweise mehr als zehn Stunden pro Tag. Es bilden sich lange Schlangen, um Benzin für Fahrzeuge und Generatoren für die Produktion in Fabriken zu bekommen. Manchmal können wir gar nicht produzieren, weil wir nicht ausreichend Benzin bekommen haben.“ 

Er berichtet außerdem von Protesten: „Es kam zu großen Demonstrationen in allen Großstädten und in den kleineren Städten. An ihnen nahmen alle teil, Menschen mit hohem oder niedrigem Einkommen und Angehörige aller Religionen. Wir haben auch an einer Demonstration teilgenommen, denn irgendetwas muss doch getan werden, damit sich dieses Land zum Besseren verändert. Die meisten Protestmärsche waren bis jetzt friedlich.“

Unsere Kinder können nicht lernen, weil es keinen Strom gibt.Mario de Alwis, Gründer

Sein Vater Mario de Alwis ergänzt, dass die Menschen auf der Straße gegen die korrupten Politiker protestierten, die Milliarden des nationalen Vermögens gestohlen hätten, um sie in ihre Lieblingsprojekte zu stecken, durch die man aber kein Einkommen erwirtschaften kann. „Und unsere Kinder können nicht lernen, weil es am Abend keinen Strom gibt  und kein Papier, auf dem die Examensaufgaben gedruckt werden können. Die Söhne der herrschenden Familien zeigen hingegen ihre Sammlung von Armbanduhren, die mehre Millionen Dollar wert ist. (…) Aber jetzt haben die Menschen realisiert, dass wir uns umeinander kümmern müssen“, so Mario de Alwis.

Unterstützen Sie unsere Partner mit Ihrem Kauf!

Fairer Handel heißt, auch in Krisenzeiten zusammenzustehen. Von SOFA beziehen wir hochwertigen Bio-Tee, Ma’s Tropical Foods stellt Kokosmilch in verschiedenen gewürzten Varianten her. Mit Ihrem Kauf leisten Sie einen wertvollen Beitrag zur Unterstützung unserer Partner in diesen schwierigen Zeiten.

Stand 03/2023

WEITERE INFORMATIONEN

Lesen Sie hier den Reisebericht von Markus Wolter
"Sri Lanka hat eine Zukunft in der Landwirtschaft" auf blog.misereor.de (02/2023)

... sowie seinen Blogbeitrag
"Wo der Pfeffer wächst – Bio und Fair Trade in Sri Lanka"

Lernen Sie mehr über unseren Partner:
Handelspartner-Darstellung von SOFA

Lernen Sie mehr über unseren Partner:
Handelspartner-Darstellung von Ma's Tropical Foods

Tee-Special

#TimeForFairTea


Es ist Zeit für fairen Bio-Tee – warum? Das lesen Sie in unserem Tee-Special.

 | Foto: GEPA - The Fair Trade Company/A. Welsing