In der ARTE-Dokumentation „Fairer Handel auf dem Prüfstand“ setzt sich der Filmemacher Donatien Lemaître kritisch mit dem Fairen Handel auseinander. Kernaussage: Fairer Handel hat politisch angefangen und ist mittlerweile zur Marketing- und Profitmasche verkommen – auf Kosten der Menschen im Süden.
Der Film wurde erstmals im August 2013 ausgestrahlt und u. a. am 15.7.2014 wiederholt.
Einen konkreten GEPA-Bezug gibt es in dem Film an einer Stelle: das Porträt der mexikanischen Kaffeegenossenschaft CIRSA am Anfang der Reportage. Der Film stellt positive Wirkungen des Fairen Handels heraus:
Wir meinen: Verglichen mit unseren hohen europäischen Standards stimmt das, verglichen mit ihren Ausgangsbedingungen haben die Bauern in 20 Jahren Fairer Handel jedoch viel erreicht. Denn die Lebenssituation von Kleinbauern in Chiapas ohne Fairen Handel ist deutlich schlechter. In Zeiten niedriger Weltmarktpreise wird Fairer Handel oft zur Überlebensfrage. Wir hätten es begrüßt, wenn dieser Unterschied noch deutlicher herausgestellt worden wäre.
Auch die Bildungsperspektiven sind aus unserer Sicht ein Beleg für den nachhaltigen Erfolg des Fairen Handels: Ein Kaffeebauer wie der im Film porträtierte Andrés Ruiz Gomez kann drei seiner fünf Kinder zur Universität schicken; keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, dass im reichen Deutschland laut OECD-Studie nur eine Minderheit von Kindern aus Arbeiterfamilien eine Universität besucht.
Ein Vertreter der französischen Fair-Handelsorganisation „Artisans du Monde“ spricht sich im Film gegen fair gehandelte Produkte in Supermarktketten aus. Aus unserer Sicht sind Lebensmittelmärkte als zusätzlicher Absatzkanal für unsere Handelspartner und Kunden mittlerweile unverzichtbar geworden. Für uns stellt sich also die Frage, wie, nicht ob wir mit Supermärkten handeln. Wir lassen uns dabei nicht verbiegen, scheuen uns nicht, Missstände in Wirtschaft, Politik und in internationalen Handelsregeln und -praktiken zu kritisieren.
Margen können wir nicht beeinflussen, denn das Kartellrecht in Deutschland verbietet es, Endverbraucherpreise vorzuschreiben. Einzelhandelsmargen von bis zu 45 Prozent beim Kaffee (wie im Film angegeben) sind uns in Deutschland nicht bekannt. Wir halten daher eine solche Einschätzung für übertrieben.
Die Dokumentation geht auch auf das Thema Land-, Saison- und Wanderarbeiter ein. Damit befasste sich auch die vielzitierte Studie der London School of Oriental and African Studies der University of London (SOAS). Auch hierzu bieten Hintergrundinfos an. So gibt es inzwischen einen neuen FLO-Standard dazu.
Unabhängig von Fairtrade International erheben wir als GEPA schon seit einiger Zeit Informationen über die Bedingungen von Wander- und Saisonarbeitern bei unseren Partner- Organisationen, um uns einen Überblick über die Realitäten vor Ort zu verschaffen. Darüber hinaus bitten wir die Partner um ihre Meinung und Verbesserungsvorschläge.
„Wer wird sich durchsetzen: Fairness oder Handel?“ Auf die Frage des Films haben wir eine klare Antwort. Mögen andere den Akzent anders setzen, wir haben nicht aufgegeben, die Welt zu verändern. Das sind wir uns, unseren Gesellschaftern, unseren Handelspartnern und unseren Kunden schuldig.
Es bleibt also noch viel zu tun. Helfen Sie uns dabei.
Ihr Thomas Speck
GEPA-Geschäftsführer
Hier können Sie unsere vollständige
Hintergrundinfo von 2013 herunterladen
Außerdem finden Sie hier
Fragen&Antworten 2013 zur ARTE-Dokumentation
Lesen Sie hier auch die
ausführliche Stellungnahme von Fairtrade International
Lesen Sie auch, wie sich die Standards seit letztem Jahr entwickelt haben, in der
Stellungnahme von Fairtrade Deutschland