Position der GEPA zu Flucht und Migration

Wir sind alle
MigrantInnen

Migration gibt es, seit es die Menschheit gibt. Menschliche Knochenfunde aus Äthiopien und Kenia weisen darauf hin, dass der „moderne“ Mensch, der Homo sapiens, aus Afrika gekommen ist. Seither ist die Geschichte der Menschheit immer auch eine Geschichte der Migration und Völkerwanderungen, ausgelöst durch Kriege, Menschenrechtsverletzungen, Hungersnöte oder religiöse Konflikte. 

Ländergrenzen wurden weltweit von Menschen und Staaten willkürlich und meist durch Kriege gezogen, um Herrschaftsansprüchen gerecht zu werden.

Die Politik der Industrienationen ist gescheitert

Hunderttausende Geflüchtete, die in den letzten Monaten versucht haben, ein neues und sicheres Leben in Europa zu finden, führen uns vor Augen, dass die aktuelle Politik der herrschenden Industrienationen gescheitert ist. Weder konnten eine kriegsfreie Welt noch menschenwürdige Lebensstandards für alle geschaffen werden. Eine Studie von Oxfam besagt: 2016 besitzt 1 Prozent der Weltbevölkerung mehr Vermögen als der Rest der Welt. 

Daher ist es eigentlich nur verwunderlich, dass sich viele Menschen erst jetzt aufmachen in ein Europa des Wohlstandes, der Freiheit und Sicherheit.

Ursachen für Flucht

Fluchtursachen wurden in den letzten Monaten ausreichend benannt und diskutiert, z. B.:

  • Kriege und gewaltsame Konflikte, oft in Verbindung mit Rohstoff- oder geostrategischen Interessen der Industrieländer, ermöglicht und unterstützt durch Rüstungsexporte der Industrieländer
  • eine Handels- und Wirtschaftspolitik, die Macht- und Gewinnmaximierung einiger weniger Akteure über alles stellt und die Verarmung und Verelendung der Mehrzahl der Menschen in Kauf nimmt  (die Freihandelsabkommen Ceta und TTIP sind aktuell die prominentesten Beispiele hierfür)
  • eine Klimapolitik, die den Menschen im Globalen Süden die Lebensgrundlagen raubt
  • eine Agrarpolitik, welche einseitig die Interessen der Agrar-Industrie fördert, auf Kosten der kleinbäuerlichen Landwirtschaft weltweit.

Doch fehlt es anscheinend an politischer Einsicht, ernsthaft an der Beseitigung der Fluchtursachen zu arbeiten, stattdessen wird eine Politik der Abschottung betrieben, die „Festung Europa“ wird Wirklichkeit.

Angriffe auf Weltläden

Im Alltag machen sich Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus breit, entsprechende Äußerungen sind keine Randerscheinungen mehr, sondern mittlerweile „akzeptierte Bürgermeinung“. Aber auch Sorgen und Ängste rechtfertigen keinesfalls menschenverachtende Äußerungen und Handlungen. 

Die Tatsache, dass z.B. Weltläden in Deutschland, Symbole für gelebte globale Gerechtigkeit, zu Zielscheiben verbaler und handgreiflicher Attacken werden, lässt schlimmste Assoziationen wach werden. Ganz zu schweigen von den Angriffen auf Unterkünfte von Geflüchteten, mittlerweile auch mit Handgranaten; und von PolitikerInnen, die wieder Zäune und Mauern bauen lassen und ein Herzstück der Demokratie und der europäischen Gemeinschaft, das Schengen-Abkommen, Rassismus und Hetze opfern.

Was ist zu tun?

Fairer Handel rückt die Menschenwürde und die Rechte von Menschen in den Mittelpunkt. Weltläden leisten einen wichtigen Beitrag zur Begegnung mit anderen Kulturen. Tausende von Menschen engagieren sich ehrenamtlich, um das tägliche Überleben und Weiterkommen der Geflüchteten zu gewährleisten. 

Jedoch darf dies nicht die Staaten aus der Pflicht nehmen, an strukturellen und langfristigen Lösungen zu arbeiten. 

Spielregeln ändern

Für die Fair Handels-Bewegung bedeutet dies, noch vehementer als bisher gegen die Verwerfungen in Handels-, Wirtschafts-, Agrar- und Klimapolitik einzutreten. 

Fair gehandelte Produkte zu kaufen und zu konsumieren ist gut und wichtig, es reicht jedoch nicht aus. Gleichzeitig müssen die Anstrengungen der Fair Handels-Bewegung auf politischer Ebene verstärkt werden, um mittelfristig die „Spielregeln“ auf internationaler Ebene zu ändern.

Sehen Sie hier das Video zur Kampagne „Mensch.Macht.Handel.Fair.“:

 

Forderungen des Fairen Handels

Die Forderungen des Fairen Handels für eine gerechtere Handels- und Wirtschaftspolitik
beinhalten u.a.: 

  • Der Mensch steht im Mittelpunkt des Handel(n)s, Handel soll den Menschen dienen und nicht umgekehrt.
  • Handelsregeln müssen soziale und ökologische Mindeststandards beinhalten und dürfen nicht zu „Handelshemmnissen“ erklärt werden
  • Entwicklungs- und Schwellenländer brauchen Mechanismen zum Schutz und zur Förderung ihrer ProduzentInnen und Märkte; sie dürfen nicht Opfer immer neuer Freihandelsabkommen werden
  • Globale Unternehmen müssen verbindliche Regeln zur Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten erfüllen. Verstöße gegen Menschenrechte dürfen kein Wettbewerbsvorteil mehr sein.
  • Internationaler Handel muss die bäuerliche Landwirtschaft als Garant für Ernährungssicherheit fördern.

Die vollständigen „Forderungen des Fairen Handels an die Welthandelspolitik" können Sie hier als pdf herunterladen.

Konsumverhalten hinterfragen

Darüber hinaus ist jedoch ein Umdenken von uns allen als Bürgerinnen und Bürger notwendig. Auch unsere Konsummuster, unsere Wachstumsgläubigkeit und unser Lebensstil tragen zu Ausbeutung und übermäßigem Ressourcenverbrauch bei und führen u.a. zu immer mehr Hunger und Armut.

Von daher sind wir alle im Alltag gefordert: unser eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen und Zeichen zu setzen gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus!

WEITERE INFORMATIONEN

Menschenrechtlichen Verpflichtungen für Unternehmen entlang der Lieferkette fordert
die Kampagne Mensch.Macht.Handel.Fair.

Die obenstehende Position der GEPA zu Flucht und Migration
als pdf zum Download

Auf der Website des Auswärtigen Amts finden Sie den
Nationalen Aktionsplan für „Wirtschaft und Menschenrechte“

Auf der Website der World Fair Trade Organization sehen Sie die
10 Prinzipien der WFTO im Überblick

Der Weltladen Frankfurt-Bornheim und die Moscheegemeinde "Islamische Informations- und Serviceleistungen e. V." setzen sich gemeinsam für Fairen Handel ein und haben
die Broschüre „Fair Trade und Islam" herausgebracht.

Studie

Wer hat die Macht?

Die Studie legt gefährliche Machtkonzentration in landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten offen.

 | Foto: BASIC/Camille Poulie

Forderungen

Für einen gerechteren Welthandel

Hier lesen Sie die „Forderungen an die Welthandelspolitik" des Forums Fairer Handel, auch im Hinblick auf TTIP, Ceta & Co. als pdf.

 

 | Foto: GEPA – The Fair Trade Company/C. Nusch