Der Klassiker des Fairen Handels bildet das ökonomische Rückgrat vieler Weltläden. Umso wichtiger, dass Weltladen-Mitarbeiter gut Bescheid wissen, was die Besonderheiten des Fairen Handels mit Kaffee, die Grundlagen des Anbaus oder auch das GEPA-Kaffeesortiment angeht.
Auf dieser Seite findet Ihr PDF-Dateien, Präsentationen, Videos, online-Seminare und anderes rund um die braunen Bohnen.
Wir wünschen Euch viel Spaß beim Gemeinsam Lernen!
Für die Gruppen ist es nicht gleichgültig, ob sie an die GEPA oder Lidl verkaufen. Bei GEPA haben die Genossenschaften bestimmte Vorteile, die sie woanders nicht bekommen würden (auch wenn sie unter standardisierten FT-Bedingungen verkaufen würden). So zum Beispiel sind die Langfristigkeit der Handelsbeziehungen, die umfangreichen Weiterbildungsmaßnahmen für unsere Handelspartner, faire Handelspraktiken (keine Koppelgeschäfte), Zahlung von garantierten Mindestpreisen entsprechend der FLO-Regelung. Das sind alle Vorteile, die unseren Handelspartnern zugutekommen. Insofern ist es ein Mehrwert für die Kooperativen, wenn sie mit uns zusammenarbeiten. Die Kehrseite der Medaille ist, dass der Marktanteil der GEPA noch klein ist verglichen mit den Marktanteilen von Discount-Ketten wie Lidl oder Aldi, entsprechend kleiner sind die Importmengen von GEPA. Die Genossenschaften versuchen, aus diesen beiden Aspekten einen Mix zu machen.
Weltweit gibt es etwa 12,5 Millionen Kaffeefarmen. Fast 95 Prozent davon sind kleiner als fünf Hektar und 84 Prozent sogar kleiner als zwei Hektar. Ungefähr 125 Millionen Menschen sind in den Anbauländern in der Produktion und Verarbeitung von Rohkaffee beschäftigt. Der allergrößte Teil des Kaffees stammt aus kleinbäuerlicher Produktion. 6,7% der Kaffeefarmer weltweit sind Fairtrade-zertifiziert. D.h. Kleinbäuerlicher Anbau ist Hauptmerkmal des Kaffeeanbaus und hat mit Fairtrade oder ATO nichts zu tun. Das Fairtrade-System schließt ausschließlich Kleinkaffeeproduzenten ein, die in Genossenschaften oder ähnlichen Strukturen organisiert sind.
In den Jahren 2016 - 2018 wurden durch den direkten Import von Agrarrohstoffen nach Deutschland 58,500 ha Wald gerodet. Kaffee war dabei mit 26 % der zweitgrößte Entwaldungstreiber. Der Import von Agrarrohstoffen nach Deutschland führt so zu Entwaldung in tropischen und subtropischen Räumen.
Insbesondere in den letzten Jahren spielt Kaffee eine entscheidende Rolle: 26 % im Jahr 2018, das bedeutet zwischen 7.810 – 15.290 ha Land wurden durch den deutschen Kaffeehandel entwaldet (2016 - 2018) (GIZ September 2022).
Auszug aus Reisebericht Peru 2022 über die Wirkung des Klimawandels auf den Kaffeeanbau.
Peru, Kaffeekooperative: ACPC Pichanaki, Region Junin (langjähriger Handelspartner der GEPA)
„Nach Meinung von Pedro Rodriguez, Geschäftsführer der Organisation, ist die Produktion in der Region zurückgegangen. Man beobachtet eine Verschiebung der Anbauhöhe für Kaffee. In der Region wurde Kaffee ab einer Anbauhöhe von 900 m angebaut, bis zu einer Höhe von 1.200 m ist es Kaffee aus tieferen Lagen. Die Klimaveränderungen machen den Kaffeeanbau auf dieser Höhe problematisch. Seit einiger Zeit wird auf dieser Höhe kein Kaffee mehr angebaut, sondern Ingwer. 2020 nahm die Produktion von Ingwer in der Region zu, die Preise für dieses Produkt sind sehr gut. Die Produzenten orientieren sich neu. Der Kaffeeanbau wird darunter leiden, die Produzenten werden aber nicht notwendigerweise in Armut versinken. Die Produktionsstrukturen werden sich ändern.
Für die Genossenschaft hat dieser Umstand zu einer neuen Einordnung der Anbauhöhe geführt. Bis vor kurzem galten tiefere Anbaugebiete für Kaffee zwischen 900 und 1.200 m, mittlere Anbauhöhen zwischen 1.200 und 1.500 m und ab 1.500 waren es höhere Anbauzonen. Jetzt gelten niedrige Anbaugebiete ab 1.200 m bis 1.500m. Dadurch beginnt die Ernte jetzt im Mai, nicht mehr im März wie in der Vergangenheit. Das bedeutet eine Reduktion der Produktion von 10 bis 15 %. Der Geschäftsführer der Kooperative rechnet damit, dass die Produktion weiterhin unter den Folgen des Klimawandels leiden wird. Die ungewöhnliche Trockenzeit stresst die Kaffeepflanzen, sie können sich aufgrund von Wassermangel nicht richtig entwickeln. Es regnet, wenn es nicht regnen soll, und die Trockenzeit dauert länger als normal an, das führt zu einem Anstieg der Temperatur.
Nach Meinung von Pedro Rodriguez ist diese Entwicklung irreversibel, man kann vielleicht etwas entgegensteuern durch Agroforst, aber diese Entwicklung wird man nicht aufhalten können. Dazu kommt, dass diese Klimabedingungen die Entwicklung von Mutationen bei dem Roya-Pilz begünstigen. Man beobachtet auch einen Anstieg von Kaffeepflanzen, die von einer Mutation des Roya-Pilzes befallen sind“.Der Klimawandel in Zahlen (Jinotega & Matagalpa – Nicaragua 2018), Auszug aus dem Reisebericht
Wassermangel
Die Kausalkette bzw. die Wirkung des Klimawandels auf den normalen Kaffeebauern in der Kaffeeparzelle hat folgenden Verlauf: Die Blütezeiten der Kaffeepflanzen in Jinotega und Matagalpa sollten eigentlich im März beginnen und sich bis Mai erstrecken. Für diese Monate braucht die Kaffeepflanze Wasser. Da es dort keine künstliche Bewässerung gibt, erfolgt diese meistens durch Regenwasser. Der Monat Mai 2017 war beispielweise sehr trocken, erst im Juni ´17 fing die Regenzeit an, aber der Niederschlag war sehr bescheiden. Die mangelhafte Versorgung mit Wasser setzte die Kaffeepflanzen unter „Wasser“-Stress (stress hidrico). Die Pflanzen entwickelten sich zurück, die Blüten wuchsen nicht mehr, die Pflanzen verbrauchten weniger Energie. Die Nahrungsmittelaufnahme der Pflanze diente lediglich ihrem Überleben. Die Kaffeepflanzen schalteten auf Überlebensmodus um, nicht aber auf Fortpflanzung.Wirkung des Klimawandels in der Erntezeit
In dieser Zeit müsste die Temperatur zwischen 18° und 22° Celsius liegen, tatsächlich lag sie von Juni bis September 2017 zwischen 24° und 28°. Das war viel zu hoch. Die Kaffeekirschen und -samen haben sich nicht richtig entwickelt. Die Kaffeebohnen sind klein ausgefallen. Bei der Erntezeit (Oktober 2017) herrschte eine ganz andere Situation: niedrigere Temperaturen für diese Jahreszeit (18° - 20°) und Dauerregen verursachten, dass die Ernte sehr langsam erfolgte. Reife Kaffeekirschen konnten nicht gepflückt werden, sodass diese im Kaffeebaum überfermentierten. Die geerntete Menge 2018 betrug nur 70 % der Menge von 2017. Diese Verschiebungen der klimatischen Verhältnisse trafen den Kaffeebauern unmittelbar und bedeuteten einen herben Schlag für das Familieneinkommen.Folgen des Klimawandels für die Aufbereitung von Rohkaffee
Für die weiteren Produktionsabläufe stand eine entsprechend geringere Aufbereitungsmenge zur Verfügung. Die Produktionskapazitäten konnten nicht zu 100 % ausgelastet werden, lediglich zu 70 %. Soppexcca verkauft 60 % der Exportproduktion an den Fairen Handel, 40 % geht an den konventionellen Markt. Die Kosten überstiegen die Einnahmen, die Gleichgewichtsmenge von 1.242 t wurde nicht erreicht. Höhere Preise konnten sie nicht erzielen, die Kaffeepreise an der Börse waren niedrig. Sie hätten Preise über 220 US$ erzielen müssen, um die Kosten zu decken. Stattdessen hat die niedrige Menge einen Ausfall von 100.000 US$ des FLO-Zuschlages verursacht.Was bedeutet diese Situation für eine Durchschnittsbauernfamilie (2017)?
Eine Bauernfamilie von 6 Personen braucht um die 400 US$ monatlich, um ihre Lebenshaltungskosten zu decken. Um ihre Kaffee-Parzelle zu bestellen und zu pflegen, braucht sie 750 US$ im Monat (durchschnittlich 2,3 ha). Das Einkommen der Familie muss mindestens 13.800 US$/ Jahr betragen, um wenigstens die Grundbedürfnisse bezahlen zu können. Im aktuellen Kaffeejahr (2017) hat eine Mitgliedsfamilie von Soppexcca ein Einkommen von 9.660 US$ (durchschnittlich) erzielt. Also 4.140 US$ weniger. Diese Lage zwingt den Produzenten, weniger Geld in die Kaffeeparzelle zu investieren (Pflege der Parzelle, Unkrautbekämpfung, Kompostierung). Es gibt nicht genügend Geld, um Fremdarbeitskräfte in der Parzelle zu beschäftigen. Das führt zu einer Verschlechterung der Qualität und wiederum zu niedrigeren Preisen. Und so dreht sich die Spirale immer weiter. Die Familie muss ihre Essgewohnheiten ändern. Es bleibt wenig Geld, um die Schulmaterialien der Kinder zu kaufen. Diese Unsicherheit über die Zukunft setzt die Familie noch mehr unter Stress.
Die Genossenschaften führen verschiedenen Maßnahmen gegen den Klimawandel durch wie zum Beispiel die Anpflanzung von Schattenbäumen oder Wiederaufforstung, verbesserte Bewässerungssysteme, Umstellung auf Bio-Anbau u.ä. Maßnahmen. Finanziert werden diese durch Fremdmittel wie von der GIZ, privaten Vereinen oder durch den Mehrpreis des Fairen Handels.
Nein, das ist nicht auf der Verpackung angegeben. Aber als „Faustformel“ kann man sich merken, dass die eingesetzten Robustas ungewaschen sind und die Arabicas gewaschen.
Alle unsere koffeinfreien Kaffees werden mit natürlicher Quellkohlensäure und reinem Wasser langsam und schonend entkoffeiniert. Dieser Prozess dauert ca. 3 Wochen. Die natürliche Quellkohlensäure ist unter bestimmten Temperatur- und Druckbedingungen ein ideales Extraktionsmittel für Koffein. Nach der Entkoffeinierung weisen unsere Kaffees einen Restkoffeingehalt von max. 0,08 % auf.
Mit diesem natürlichen Verfahren, ohne chemische Mittel, bleiben auch die entkoffeinierten GEPA-Kaffees besonders mild und voll aromatisch.
Der Röstverlust bei der Langzeitröstung ist höher, weil die Kaffeebohnen länger geröstet werden und dadurch über die Zeit mehr Wasser und Gewicht verlieren. Das heißt, es wird mehr Rohkaffee benötigt, um am Ende 1 kg Röstkaffee zu erzeugen.
Hier gibt es Infos zu unseren Röstkaffees aus dem Ursprung: https://wug.gepa-shop.de/lebensmittel-shop/kaffee/roestkaffee-aus-dem-ursprung.html
Hier gibt es zudem eine Liste, die alle GEPA-Produkte enthält, die im Ursprung hergestellt und verpackt werden: https://www.gepa.de/fileadmin/user_upload/Info/Produktinfo/Wertschoepfung_Ursprung/2023-03-GEPA_Ursprungsartikel.pdf
Wie der Name sagt, handelt es sich bei diesem Artikel um eine MISCHUNG von Arabica aus unterschiedlichen Ländern. Auf der Verpackung wird deswegen gesagt „die Bohnen kommen zum Beispiel von der Kooperative SOPPEXCA aus Nicaragua“. Neben Arabica aus Nicaragua enthält die Milde Mischung aber auch Arabica aus Costa Rica vom im Vortrag vorgestellten Handelspartner CoopeAgri.
Ja, wir haben den 1810901 Uganda Bio Espresso Kampala 250g aus der Raritäten-Linie (Premium-Sortiment) von unserem Handelspartner ACPCU aus Uganda im Sortiment. Er ist sogar Naturland-zertifiziert und eignet sich hervorragend für Milch bzw. Milchalternativ-Mix-Getränke und überzeugt mit vollmundigem Geschmack und afrikanischen Fruchtnoten. Etwas ganz Besonderes!
Nein, die GEPA-Preise werden nicht mit Gültigkeit der neuen Fairtrade-Minimum-Preise erhöht. Aktuell gehen wir davon aus, dass wir die aktuellen Preise bis mindestens 31.12.2023 unverändert halten können. Wenn im August die neuen Preise gezahlt werden, dann vergehen ein paar Monate, bis die ersten zu diesen Preisen gekauften Kaffees in unserem Lager und den Röstkaffees landen. Die GEPA kauft i.d.R. Rohkaffee in Jahresmengen, das heißt aktuell wird Rohkaffee eingesetzt, der 2022 gekauft wurde, als der Börsenpreis sogar noch höher war als der ab 01.08.23 gültige neue Minimum-Preis von Fairtrade.
So einen Überblick findet Ihr in der Powerpoint-Präsentation (hier oben auf der Seite zum Download) auf Folie 49.