Fairer Handel hautnah: Besuch bei Partnern in Ostafrika
Franziska Bringe (Einkaufsmanagerin Kaffee) und Hanna Schmid (Sortimentsmanagerin Kaffee) berichten von ihrer Reise zu den Kooperativen KCU in Tansania und ACPCU in Uganda – und was sie besonders bewegt hat. Dabei wird klar: Die Menschen hinter unseren Kaffees machen den Unterschied.

1. Was war für euch jeweils das bewegendste Erlebnis bei der Reise zu unseren Handelspartnern KCU in Tansania und ACPCU in Uganda?
Hanna Schmid (Sortimentsmanagerin Kaffee):
Bei ACPCU hat mich die große Gastfreundschaft und der herzliche Empfang sehr berührt. Die Offenheit der Menschen und die sichtbaren Auswirkungen des Fairen Handels haben mich beeindruckt. ACPCU ist eine echte Erfolgsgeschichte. Bei KCU war es besonders bewegend, als wir energieeffiziente Kochöfen an die Frauen übergeben haben und den Kaffeegarten eines Mitglieds besuchen durften.
Franziska Bringe (Einkaufsmanagerin Kaffee):
Es ist bei ACPCU immer wieder beeindruckend zu sehen, welche Entwicklung sie durchlaufen haben – und dass sie diese gemeinsam mit der GEPA begonnen haben. Es ist eine Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe, aber gleichzeitig sehr persönlich. Wir kennen uns jetzt alle schon einige Jahre. Dieses gute Verhältnis wirkt sich auch positiv auf die Qualität des Kaffees aus. Bei KCU hat mich der herzliche Empfang bewegt. Sie nehmen sich viel Zeit für uns, sogar in ihrer Freizeit!
2. Wie habt ihr die konkrete Arbeit der Kooperativen vor Ort erlebt – was hat euch an der Organisation oder dem Engagement besonders beeindruckt?
Hanna Schmid:
KCU investiert die Fairtrade-Prämie gezielt, zum Beispiel in die Gründung einer Bank. So können Mitglieder in Zeiten ohne Kaffeeerlöse kleine Kredite erhalten, um wirtschaftlich durchzuhalten.
Franziska Bringe:
ACPCU investiert sehr in die Kommunen vor Ort, etwa in Bildungsprojekte, die eigentlich staatliche Aufgaben wären. Die Fairtrade-Prämie ermöglicht Investitionen in die lokale Infrastruktur. Und die Kaffeequalität ist herausragend, sie widerlegen das Vorurteil, dass Fairtrade-Kaffee minderwertig sei. ACPCU hat auch bereits viele Wettbewerbe gewonnen, u.a. regelmäßig den Wettbewerb “Best of the Pearl” der ugandischen UCDA und dem International Trade Center (ITC).
3. Franziska, du warst bereits mehrfach bei KCU und ACPCU – wie haben sich die Projekte und die Zusammenarbeit über die Jahre entwickelt?
Franziska Bringe:
ACPCU hat sich dynamisch entwickelt und ist stark gewachsen. Sie haben ihre Lagerkapazitäten erweitert und die Mitgliederzahl in angemessenem Tempo verdoppelt – und damit ein gesundes Wachstum hingelegt. Aktuell könnten sie bis zu 300 Container pro Jahr verkaufen.
Die Fairtrade-Prämie beträgt etwa 8.500 USD pro Container. Im letzten Jahr zum Beispiel haben wir 18 Container bei ACPCU gekauft und damit schon allein ca. 153.000 USD an Fairtrade-Prämie gezahlt. Was damit gemacht wird, entscheidet der Kooperativen-Dachverband: Sie engagieren sich unter anderem sehr im Bereich Community Development und Aufforstung. Langfristig möchten sie auch in der Arabica-Produktion Fuß fassen.
KCU investiert ebenfalls viel in die Gemeinschaft. Mit der Fairtrade-Prämie haben sie zum Beispiel ein Konferenzzentrum gebaut, das für Mitgliederversammlungen genutzt und auch vermietet wird, die Einnahmen fließen zurück in die Kooperative. Die Mitglieder entscheiden dabei bei allen Projekten mit.
Was den AHS-Kaffee betrifft: Ohne diese Handelspartner hätten die GEPA-Kaffees keine schöne Crema. Die vollmundige, kräftige und würzige Note in unseren AHS-Kaffees stammt vom Robusta aus Ostafrika.
4. Was bedeutet es für dich als Einkäuferin, mit solchen langjährigen und verlässlichen Partnern zu arbeiten?
Franziska Bringe:
Ich liebe diese Arbeit sehr. Meine Hauptaufgabe ist das Beziehungsmanagement – und das motiviert mich total. Und das Arbeiten auf internationaler Ebene macht mir großen Spaß, besonders weil es den Blick über den eigenen Tellerrand ermöglicht.
5. Hanna, du kennst unsere Handelspartner seit Jahren aus deiner Sortimentsarbeit – wie war es für dich, sie zum ersten Mal persönlich zu treffen?
Hanna Schmid:
Es ist immer schön, Namen mit Gesichtern zu verbinden. Einen Reisebericht zu lesen ist etwas ganz anderes, als die Menschen persönlich zu treffen. Es war eine Begegnung auf Augenhöhe, herzlich und offen, wie ich es mir gewünscht hatte.
6. In welchen GEPA-Kaffees für den Außer-Haus-Markt sind Bohnen von KCU & ACPCU enthalten?
Hanna Schmid:
Eigentlich sind sie in allen Arabica-Robusta-Mischungen enthalten. Wenn es sich um reine afrikanische Kaffees handelt, dann ist der „Barrazza“ ein gutes Beispiel. Er steht für das typisch ostafrikanische Geschmacksprofil: kräftig, würzig und vollmundig.
7. Was macht euch besonders stolz, wenn ihr an die Produkte denkt – und an die Menschen, die dahinterstehen?
Hanna Schmid:
Es macht mich stolz zu wissen, dass jeder verkaufte Kaffee einen positiven Effekt vor Ort hat. Die Qualität entsteht durch Kompetenz und langfristige gute Zusammenarbeit.
Franziska Bringe:
Trotz aller Krisen schaffen wir es, dank der großartigen Beziehungen zu unseren Handelspartnern, weiterhin exzellente Qualitäten zu importieren und richtig guten Kaffee in die Tassen zu bringen.
Das Interview führte Celine Schaub, Messeorganisation und Verkaufsförderung in unserer Abteilung Trade Marketing.