Wuppertal. „Jute statt Plastik“ ist heute ein geflügeltes Wort. Vor rund vierzig Jahren hat Fair Trade-Pionier GEPA die legendäre Jutetasche aus Bangladesch auf den deutschen Markt gebracht. Sie wurde zum Inbegriff eines alternativen Lebensstils: Jute stand für ein nachwachsendes Naturprodukt, Plastik dagegen ist gestern wie heute ein Beispiel für die kapitalintensive, rohstoffverschwendende Produktion der Industrienationen.
Neben Umweltschutz ging es der GEPA vor allem um Einkommen für Frauen eines durch die Kolonialpolitik gebeutelten Landes. Das Fair Handelsunternehmen wollte zeigen, dass ein armes Land nicht nur Rohstoffe liefern, sondern auch weiterverarbeiten kann. Produzentinnen der Organisation „Corr – The Jute Works“ nähten die Taschen per Hand oder mit einfachen Maschinen. Von dieser Organisation bezieht die GEPA auch heute noch handgeflochtene Jutekörbe sowie Baumwoll-Einkaufsnetze. Daneben vertreibt die GEPA Baumwolltaschen, Shopper aus Recyclingmaterialien oder Körbe aus Seegras von anderen Produzentenorganisationen aus Asien und Afrika.
Was die GEPA als Zeichen für alternativen Lebensstil angestoßen hatte, ist aktueller denn je: Heute liegen vielfältig bedruckte Baumwolltaschen, oft trotzdem als „Jutebeutel“ bezeichnet, wieder im Trend. Seit dem 1. Juli 2016 sind außerdem Plastiktüten nach einer freiwilligen Vereinbarung zwischen Bundesumweltministerium und dem Verband des Einzelhandels (HDE) in vielen Geschäften kostenpflichtig; die EU fordert, den Verbrauch von Plastiktüren bis 2025 auf 40 Stück pro Kopf und Jahr zu reduzieren. Millionen Tonnen Plastikmüll landen jährlich im Meer. Laut Angaben des Umweltbundesamtes dauert es zehn bis zwanzig Jahre, bis sich eine Plastiktüte im Meer zersetzt hat.
Vor allem Studierende, Schüler/-innen und Frauen kauften die Jutetasche, um Verantwortung für Armutsursachen in der sogenannten „Dritten Welt“ zu demonstrieren. Neben „Jute statt Plastic“ – so der Originalaufdruck – vermittelte die Tasche auch andere politische Botschaften, beispielsweise Aufklärung „Südafrika wird schwarz“ oder „Frieden schaffen ohne Waffen“. Bis in die 80er-Jahre gingen fünf Millionen Taschen über den Ladentisch.
Die entwicklungspolitische Organisation „Erklärung von Bern“ (EvB) hatte die Aktion „Jute statt Plastic“ schon 1976 in der Schweiz initiiert. In Schriften und Kampagnen forderte sie gerechte Handelsbedingungen. Richtig bekannt wurde die Aktion aber erst in Deutschland durch die GEPA, die neben dem Verkauf auch umfassende Bildungsarbeit leistete. Aktionsgruppen unterstützten sie dabei tatkräftig in Fußgängerzonen.
Inzwischen hat die Tasche Museumsreife erreicht, war zeitweilig im Bonner „Haus der Geschichte“ und im „Deutschen Historischen Museum“ ausgestellt. Die RTL-Serie „Deutschland 1983“ (Ausstrahlung 2015) nutzte die „Jute statt Plastic“-Tasche als Requisit, um den Zeitgeist zu spiegeln.
Die „Christian Organisation for Relief and Rehabilitation“ gründete „Corr – the Jute Works“ 1973, um Witwen und verlassenen Frauen eine neue Perspektive nach dem Bangladesch-Krieg 1971 zu geben. Sie mussten – zumeist in Heimarbeit – für ihre Familie Geld verdienen. Frauen sollten sich zudem bilden können, um ihre Interessen besser zu vertreten. Auch heute noch ist „Corr – the Jute Works“ eine reine Frauenorganisation. Die Frauen werden pro Stück bezahlt, wobei die notwendige Arbeitszeit und die Materialkosten eingerechnet werden. Aus den Exporterlösen entstand 1982 ein Mikrokredit-Programm. Mehr als 4.000 Mitglieder haben sich Geld geliehen, um beispielsweise kleine Läden zu eröffnen. (http://www.gepa.de/produzenten/partner/corr-the-jute-works.html)
Bereits Ende der 70er-Jahre gab die GEPA Infomaterial zur Energiebilanz der Jutetasche heraus. Nach der damaligen Berechnung des Forschungsprojekts „Neue Analyse Wachstum und Umwelt“ brauchte man für die Herstellung einer Plastiktüte viermal mehr Energie als für einen Jutesack.
Heute werden bei der Ökobilanz noch weitere Kritierien berücksichtigt. Beispielsweise müsste nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe Mehrwegtaschen aus Baumwolle oder Jute mindestens 25 bis 32 Mal wiederverwertet werden, um im Vergleich mit einer Plastiktüte besser abzuschneiden.
Jutekörbe, Taschen aus verschiedenen Materialien und weitere Handwerksprodukte der GEPA – von Schals bis Wohnaccessoires – sind im GEPA-Onlineshop www.gepa-shop.de sowie in Weltläden und bei Aktionsgruppen erhältlich.
Als Fair Trade-Pionier steht die GEPA seit über 40 Jahren für Transparenz und Glaubwürdigkeit ihrer Arbeit. Wir handeln als größte europäische Fair Handelsorganisation mit Genossenschaften und sozial engagierten Privatbetrieben aus Lateinamerika, Afrika, Asien und Europa. Durch faire Preise und langfristige Handelsbeziehungen haben die Partner mehr Planungssicherheit. Hinter der GEPA stehen MISEREOR, Brot für die Welt, die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej), der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. Für ihre Verdienste um den Fairen Handel und die Nachhaltigkeit ist die GEPA vielfach ausgezeichnet worden, u. a. beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2014 als „Deutschlands nachhaltigste Marke“; gleichzeitig wurde sie dabei unter die Top 3 der nachhaltigsten Kleinunternehmen (bis 499 Mitarbeiter) gewählt. Außerdem hat sich die GEPA nach dem neuen Garantiesystem der WFTO prüfen lassen.
Näheres zu Preisen und Auszeichnungen sowie zur GEPA allgemein unter www.gepa.de
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