Anbau von Zitrusfrüchten in Zeiten der Klimakrise

Wir durften in Wuppertal Vertreter*innen der Christlichen Initiative Romero (CIR) sowie eine brasilianische Delegation aus Kleinbauernkooperativen und NGOs begrüßen, um uns über Anbau und Weiterverarbeitung von Zitronen und Orangen auszutauschen.

Brasilianische Kooperativen-Delegation und CIR zu Gast bei der GEPA

José Aldo de Souza, Direktor internationale Beziehungen bei der Genossenschaft COOPEALNOR, von der die GEPA ihr Orangenkonzentrat erhält, mit unserer Einkaufsmanagerin Lateinamerika, Annika Schlesinger. Er erzählte beim Besuch von den aktuellen Herausforderungen von COOPEALNOR.

„Gibt dir das Leben Zitronen, mach faire Limonade draus!“: Die GEPA tauschte sich in Wuppertal mit Vertreter*innen der Christlichen Initiative Romero (CIR) sowie einer brasilianischen Delegation aus Kleinbauernkooperativen und NGOs über Anbau und Weiterverarbeitung von Zitronen und Orangen aus. Nachdem Annika Schlesinger, GEPA-Einkaufsmanagerin Food Lateinamerika, die Gäste begrüßt hatte, gaben Stephan Beck, Leiter Einkauf und Qualitätssicherung, und Verena Albert, Referentin der Abteilung Grundsatz und Politik, einen allgemeinen Überblick zur GEPA: Geschichte, Firmenphilosophie „fair +“ sowie Klimagerechtigkeit als Themenschwerpunkt der nächsten Jahre standen auf der Agenda. Jennifer Schutz, Assistentin Sortimentsmanagement, berichtete, in welchen GEPA-Getränken das Orangen- und Zitronenkonzentrat als Saft und Limonade verarbeitet wird und wie der Absatzmarkt für fair gehandelten Orangensaft in Deutschland allgemein strukturiert ist.

Klimakrise macht den Orangenbäuer*innen schwer zu schaffen

Die Kooperative COOPEALNOR, mit der die GEPA bereits seit 1999 zusammenarbeitet, hat ihre Bioproduktion und Anbauflächen zuletzt stark ausweiten können. Doch der Klimawandel macht den Bäuer*innen schwer zu schaffen. Einige Landwirt*innen haben 100 Prozent ihrer Ernte verloren. Deshalb testet COOPEALNOR gerade eine Orangensorte, die resistenter gegen die Auswirkungen des Klimawandels ist. Aktuell kooperiert COOPEALNOR bei einem Forschungsprojekt mit stickstoffbindenden Pflanzen mit dem Ziel, Düngemittel zu ersetzen.

Der GEPA-Partner aus Rio Real im brasilianischen Bundesstaat Bahia verkauft Orangen- und Maracuja-Konzentrat für den Export sowie Direktsaft für den heimischen Markt. Dort setzt COOPEALNOR auf Vielfalt in den landwirtschaftlichen Familienbetrieben: So werden unter anderem auch Kürbis und Bohnen zwischen den Orangenbäumen angebaut. Denn es gibt ein nationales Programm für die öffentliche Beschaffung von Produkten für Schulmensen. Dafür sollen die kleinen Familienbetriebe besonders gestärkt werden – besonders jetzt unter der neuen Regierung von Luiz Inácio Lula da Silva.

COOPEALNOR möchte auf dem lokalen und internationalen Markt expandieren, auch damit sie in Weiterentwicklung investieren können. Früchte werden nach Fairtrade-Kriterien angebaut und auch die Bio-Zertifizierung wird stark vorangetrieben. Mitglieder nehmen zu beiden Themen an Fortbildungen teil. „Unsere Produzent*innen sind froh, wenn die Bio-Orangen weiterverarbeitet und exportiert werden“, so José Aldo de Souza, Direktor für internationale Beziehungen bei COOPEALNOR.

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Die Zitrusfrüchte für unsere Limonaden kommen allesamt aus ökologischem Anbau und fairem Handel – wie diese Orangen von unserem Partner COOPEALNOR.
Die Zitronen der Genossenschaft ECOCITRUS lassen wir für unsere Zitronenlimonade verarbeiten, die wir im Juni 2022 auf den Markt gebracht haben.
Renato José Schommer, Landwirt eines Familienbetriebs in der Gemeinde Barão im Tal des Rio Caí, Bundesstaat Rio Grande do Sul, Nachfahre von Einwander*innen aus dem Hunsrück und Gründungsmitglied der Genossenschaft ECOCITRUS, von der die GEPA die Zitronen für ihre Zitronenlimonade bekommt. ECOCITRUS gibt es seit 1994. Die Genossenschaft hat 120 Mitglieder mit 90 Familien, die 5.500 Tonnen Früchte im Jahr auf 650 Hektar Land ernten: Orangen, Mandarinen und Zitronen.

ECOCITRUS setzt seit 25 Jahren auf Agroforstsysteme

Neben COOPEALNOR war auch ECOCITRUS in Wuppertal dabei. Die Zitronen der Genossenschaft lässt die GEPA in ihrer Zitronenlimonade verarbeiten. Schon 1998 hat ECOCITRUS mit Agroforstsystemen begonnen; dabei kombiniert man Gehölze (Bäume oder Sträucher) mit Ackerkulturen und/oder Tierhaltung so auf einer Fläche. Heute bestehen 300 Hektar der Gesamtfläche aus diesen Systemen. Renato José Schommer, Gründungsmitglied von ECOCITRUS, definiert die Ziele so „Garantie von Rückverfolgbarkeit und hoher Qualität.“ ECOCITRUS verfügt u.a. über die Fairtrade- und Demeter-Zertifizierung, daneben auch über andere Zertifizierungen für den heimischen Markt.

Die bäuerlichen Familien sind die wichtigsten Menschen auf dem Planeten!

Renato José Schommer

Schommer ergänzt: „Ich arbeite mit Zitrusfruchtplantagen in einem ökologischen Agroforstsystem auf einer Fläche von zwölf Hektar. Die gesamte Produktion wird in der eigenen Anlage der Genossenschaft für Saft und ätherische Öle verarbeitet. Unser Ziel: Produktion von sauberen Lebensmitteln mit sozialer Inklusion und Wertschätzung der Arbeit von bäuerlichen Familienbetrieben. Die bäuerlichen Familien sind die wichtigsten Menschen auf dem Planeten!“

Raus aus der Abhängigkeit von chemischem Dünger

Schon 1995 hat ECOCITRUS eine Kompostierungsanlage gebaut; damals gab es die erste Nachfrage nach Biodünger. Vorher waren sie abhängig von Kunstdünger. ECOCITRUS verwendet die Abfälle von anderen Agrarindustrieunternehmen, die oft nicht umweltgerecht entsorgt wurden. Renato Schommer: „Wir berechnen 100 Real pro Tonne.” (rund 18 Euro, Stand 14.02.2023). Dann werden die Abfälle zu Biodünger weiterverarbeitet, den ECOCITRUS gratis an seine Mitglieder ausgibt.

Aus der Kompostierungsanlage wird auch Strom gewonnen. Dazu Schommer: „Ein Teil des Gases wird in Generatoren verbrannt, damit Strom produziert wird. Pro Tag sind das 500 Kubikmeter mit einem Anteil von 75 Prozent Biomethan. Das ist sehr viel. Um das noch zu optimieren, bräuchten wir noch mehr Mittel, die wir derzeit nicht haben. Wenn wir zwei weitere Generatoren einsetzen würden, könnte man die ganze Fabrik mit Strom versorgen.“

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Annika Schlesinger, GEPA-Einkaufsmanagerin Lateinamerika (Mitte), mit den Gästen der Delegationsreise im GEPA-Store.
Verena Albert (Abteilung Grundsatz und Politik bei der GEPA) mit Dr. Andréa Moraes Barros, Projektkoordinatorin Multiakteurs-Partnerschaft Orangensaft bei der Christlichen Initiative Romero.
Stephan Beck, Leiter Einkauf und Qualitätssicherung, gibt einen allgemeinen Überblick zur GEPA: Geschichte, Firmenphilosophie „fair +“ sowie Klimagerechtigkeit als Themenschwerpunkt der nächsten Jahre standen auf der Agenda.

Delegationsreise mit umfangreichem Schulungsprogramm

Die Christliche Initiative Romero (CIR) kooperiert mit dem Bundesentwicklungsministerium und der NGO Repórter Brasil bei dem Projekt “Koordination zivilgesellschaftlicher Akteure im Rahmen der MAP nachhaltiger Orangensaft und Stärkung der lokalen Zivilgesellschaft im Orangensaftsektor Brasiliens“. Dabei geht es u.a. um Schulungen zu folgenden Themen: 

  • Einkommen, Lohn und Informalität der Arbeit im Orangenanbau
  • Betriebswirtschaft für Kleinbauer*innen
  • Zertifizierung als Geschäftsstrategie
  • Ökologischer Anbau und Vielfalt

Vor diesem Hintergrund hat die CIR jetzt diese internationale Delegationsreise nach Deutschland organisiert, um über die die Fortschritte und Herausforderungen vor Ort zu berichten. Dabei hat die Delegation auch die GEPA besucht.

Stand 02/2023