Durch Fairen Handel dem Klimawandel trotzen

Rooibostee ist eine Pflanze, die gut mit Trockenheit und Hitze zurechtkommt. Jetzt in der Klimakrise droht selbst dieser Überlebenskünstler zu verdorren. Mit der Einführung nachhaltiger Anbaumethoden unterstützt die GEPA die Bäuer*innen der Kooperative WORC in Südafrika, ihr Einkommen zu sichern – und damit ihr Überleben.

Vordergrund: Person beugt sich hinunter, um ein Rooibosbüschel aufzuheben, im Hintergrund ist die dürre Landschaft und Berge zu sehen.
Die Klimakrise macht sogar der genügsamen Rooibospflanze zu schaffen.

Ausgeklügelte Anbaumethoden für Rooibostee in Südafrika

Das sandige Feld liegt zwischen bizarren Feldformationen, deren Umrisse sich scharf gegen den blauen Himmel absetzen. Noch steht die Sonne tief, doch wenn sie am frühen Nachmittag ihre volle Kraft entfaltet, wird die Arbeit auf dem Feld noch mal anstrengender. „Aber bis dahin sind wir fertig“, meint Barend Salomo, Geschäftsführer von WORC, zuversichtlich. „Wir haben ja schließlich schon um sechs Uhr in der Frühe angefangen.“

Ein großes Büschel Rooibos liegt im Vordergrund, im Hintergrund sind Menschen bei der Erntearbeit zu sehen.
Rooibostee kommt mit den wenigen Niederschlägen der Halbwüste aus und verträgt die heißen Sommer in Südafrika relativ gut. Die extremen Bedingungen, die der Klimawandel hervorbringt, setzen aber auch dem Rooibos immer mehr zu.

Rooibospflanzen als echte Überlebenskünstler

Die wildromantische Gegend rund um das Städtchen Wupperthal in den Zederbergen Südafrikas ist eine trockene und unwirtliche Gegend. Nur dort, wo es Wasser gibt, lässt sich etwas anbauen. Mit einer Ausnahme: Rooibostee. Er kommt mit den wenigen Niederschlägen der Halbwüste aus und verträgt die heißen Sommer. Zumindest war das so, als das Klima noch nicht verrücktspielte. Der belebende und gleichzeitig als gesund geltende Tee gedeiht ausschließlich hier in den Zederbergen und ist das wichtigste Wirtschaftsgut der Region. Inzwischen wird er auch in Deutschland immer beliebter. Für die Bauern ist das gut – aber nur, solange sie ihn nachhaltig anbauen und die Erde nicht überstrapazieren.

Eine Baumschule für die Zukunft – finanziert aus Fairem Handel

Die Rooibosfelder der Wupperthal Original Rooibos Cooperative liegen abseits der wenigen Quellen. Hier gibt es keinerlei Möglichkeit zur Bewässerung. Daher wurde 2020 mit den Geldern des Fairen Handels eine Baumschule in der Nähe eines Wasserlaufs eröffnet. Nur so kann im trockener werdenden Klima gewährleistet werden, dass die jungen Pflanzen gedeihen. Die Baumschule liefert für alle Mitglieder von WORC kostenlose Rooibos-Setzlinge. In Zukunft soll hier auch mit Kreuzungen mit wildem Rooibos experimentiert werden mit dem Ziel, die Büsche auf Dauer widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen.

6 Personen stehen in einer Reihe und pflanzen an.
2020 hat WORC mit den Geldern des Fairen Handels eine Baumschule eröffnet. Sie liefert für alle Mitglieder der Kooperative kostenlose Rooibos-Setzlinge und Raum zum Ausprobieren von neuen widerstandsfähigen Kreuzungen.

Tee und Weizen zusammen auf einem Feld

Auf dem Feld von Barend Salomo stehen nicht nur Teebüsche, sondern zwischen jeder Rooibos-Reihe auch ein Streifen mit den Resten von Weizen. Weizen als Mischkultur mit Tee? Gedeiht der hier in der Halbwüste überhaupt richtig? „Keine Ahnung.“ Barend zuckt mit den Achseln. „Den Schafen schmeckt er jedenfalls.“ Was sich zunächst wie eine fürchterliche Verschwendung anhört, ist Teil eines ausgeklügelten Systems für nachhaltigen Anbau. Eingeführt wurde es von einem Agrarberater, den die GEPA finanzierte.  „Wir lassen den Weizen von den Schafen abweiden. Sie düngen dabei nebenbei mit ihrem Kot die Erde und die Weizenreste verrotten auf dem Feld. So wird die Erde mit organischem Dünger versorgt“, erklärt der Rooibostee-Farmer das Konzept. „Nach fünf Jahren pflanzen wir dann die Setzlinge der neuen Büsche in diese Streifen.“

Barend Salomo spricht und gestikuliert.
Barend Salomo, Geschäftsführer der Kooperative WORC, über die neue Anbaumethode des Agrarberaters: „Wir verlieren bei dieser Methode zwar Anbaufläche für die aktive Produktion, aber weil die Büsche Dank des natürlichen Düngers besonders gut tragen, gleicht sich das aus.“ Der Berater wurde von den Geldern der GEPA mitfinanziert.

Anfängliche Skepsis bei Mitgliedern der Kooperative

Als der Berater diese Anbaumethode vorschlug, waren die Mitglieder der Kooperative WORC zunächst sehr skeptisch. Keiner wollte es ausprobieren, schließlich kostet es wertwolle Anbaufläche. Die ist für die Kleinbäuer*innen, die im Schnitt nur 2,6 Hektar Land bewirtschaften, knapp. „Die Bauern verstanden den Sinn hinter der Idee nicht und wollten auch keinen Rat von jemandem annehmen, der nicht von hier ist und in ihren Augen ja doch keine Ahnung hat“, erinnert sich Barend. Deshalb entschied er sich als Geschäftsführer der Kooperative dazu, sein Land als Experimentierfeld zur Verfügung zu stellen. „Denn die Leute müssen etwas erst sehen, bevor sie es glauben.“

Wenn die alten Büsche nach sieben Jahren absterben, sind die jungen Pflanzen so weit, dass sie die erste Ernte tragen. So haben wir immer eine Produktion und stehen nicht zwischendrin für zwei Jahre ohne Einkommen da.

Barend Salomo, Geschäftsführer von WORC

Gelungenes Experiment stellt die Teeproduktion sicher

Der Erfolg gab dem Berater und Barend recht. Auch wer weiter nichts vom Rooibostee-Anbau versteht, sieht den Unterschied zwischen diesem und anderen Feldern sofort. Die Büsche sind deutlich höher, üppiger und grüner als anderswo. „Wir verlieren bei dieser Methode zwar Anbaufläche für die aktive Produktion, aber das gleicht sich aus, weil die Büsche Dank des natürlichen Düngers besonders gut tragen.“ Barend sieht hochzufrieden aus, als er das erzählt. „Außerdem sind die jungen Pflanzen, wenn die alten Büsche nach sieben Jahren absterben, so weit, dass sie die erste Ernte tragen. So haben wir immer eine Produktion und stehen nicht zwischendrin für zwei Jahre ohne Einkommen da.“

Drei Personen bei der Roobosernte, sie sind umgeben von den grünen Pflanzen.
Die Rooibos-Bäuer*innen beginnen schon früh am Morgen mit ihrer Arbeit, um die kühlen Stunden des Tages für die Arbeit zu nutzen.

Pause in schattenspendenden Lehmhütten

Inzwischen ist die Sonne höher gestiegen und es ist merklich heißer geworden. Zeit für eine Pause. Barend und seine Helfer ziehen sich in ihre Hütten zurück. Sie stehen am Rande des Feldes, ein kleines, rustikales Dorf. Die Häuschen bestehen aus Feldsteinen, die mit Lehm und Kalk verputzt sind, die Dächer sind mit Reet gedeckt. Alles Materialien, die die Bäuer*innen in der Umgebung gefunden haben – so, wie es die Buschleute schon vor Jahrhunderten taten. 22 Mitglieder der Kooperative haben hier Hütten, in denen sie während der Erntezeit leben. Nur so können sie morgens früh genug auf dem Feld sein, um die kühlen Stunden des Tages für die Arbeit zu nutzen.

Fairer Handel bedeutet nicht nur, selber besser zu verdienen, sondern ebenso, fair zueinander zu sein.

Margie Farao, WORC

WORC verkauft ausschließlich an den Fairen Handel

„Alle helfen sich gegenseitig auf ihren Feldern“, meint Margie Farao. „Wenn ich ernte, stehen mir Genoss*innen zur Seite, und wenn sie ernten, ich ihnen.“ Für die 53-Jährige ist die Ernte die schönste Zeit des Jahres. „Abends sitzen wir am Feuer zusammen und erzählen uns Geschichten. Ihr müsstet einmal hier übernachten und den Sternenhimmel sehen.“ Wie auch die übrigen Mitglieder von WORC profitiert Margie sehr davon, dass die Kooperative ihren Tee ausschließlich an den Fairen Handel verkauft. „Dadurch erhalten wir ungefähr zehnmal so viel für unsere Ernte, wie wenn wir an den Tee an die Mittelsmänner gäben“, meint sie. Für die Bäuerin ist das auch eine Verpflichtung. Sind es einmal nicht Genoss*innen, die ihr auf dem Feld zur Hand gehen, so zahlt sie ihren Helfer*innen das Doppelte des üblichen Mindestlohns. „Fairer Handel bedeutet nicht nur, selber besser zu verdienen, sondern ebenso, fair zueinander zu sein.“

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Rooibosfeld aus Vogelperspektive, die arbeitenden Menschen sehen klein aus.
Die Zederberge in Südafrika sind eine trockene und unwirtliche Gegend, in denen außer Rooibos im Grunde nichts wächst.
Margie Farao trägt ein Büschel Rooibos in den Armen und einen weißen Hut auf dem Kopf.
Margie Farao profitiert davon, dass die Kooperative WORC ihren Tee ausschließlich an den Fairen Handel verkauft. „Dadurch erhalten wir ungefähr zehnmal so viel für unsere Ernte, wie wenn wir an den Tee an die Mittelsmänner gäben“, so die 53-Jährige.
Barnd Salomo steht im Lager von WORC und lehnt an einem Stapel Rooibos-Säcke.
Barend Salomo, Geschäftsführer der Kooperative WORC, stellte sein Land als Experimentierfeld für neue Anbaumethoden zur Verfügung. Aus den Geldern des Fairen Handels mit der GEPA wurde ein Agrarberater engagiert. Die neuen Methoden haben die zunächst skeptischen Bauern schnell überzeugt.
Eine Gruppe Menschen im Rooibosfeld bei der Ernte. Sie tragen blaue Arbeitsoveralls und Hüte.
Die Klimakrise setzt selbst dem eigentlich an Hitze und Trockenheit gewohnten Rooibostee zu. Weiter im Westen, wo es noch trockener ist, wächst er schon gar nicht mehr. Deshalb ist es wichtig, dass WORC neue Anbaukonzepte erprobt. Mischkulturen mit Weizen sorgen z. B. für größere und grünere Büsche.
Zwei Personen: Einer beugt sich hinunter, einer trägt ein grünes Büschel Rooibos in den Armen.
Die Mitglieder von WORC profitieren davon, dass die Kooperative ihren Tee ausschließlich an den Fairen Handel verkauft. Sie erhalten so etwas das Zehnfache als mit dem Handel über Mittelsmänner.
Nahaufnahmen von Rooibostee auf Handfläche, darüber ein Gesicht mit geschlossenen Augen.
Die 36-jährige Christoline Swartz ist eines der Gründungsmitglieder und stellvertretende Vorsitzende der Kleinbauernkooperative Wupperthal Original Rooibos Cooperative (WORC).
Christoline Swartz mit ihrer Tochter auf den Stufen vor dem Haus.
Christoline Swartz (rechts) ist stellvertretende Vorsitzende von WORC. Anders als noch ihre Mutter kann Christolines Tochter Chrislin frei entscheiden, ob und was sie studieren will.

Kampf gegen immer trockenere Böden

Das ist eine Investition, die sich nur lohnt, wenn es auch langfristig etwas zu ernten gibt. Die Klimakrise setzt selbst dem eigentlich an Hitze und Trockenheit optimal angepassten Rooibostee zu. Weiter im Westen, wo es noch trockener ist, wächst er inzwischen anders als früher nicht mehr. „Als wir darüber nachdachten und gleichzeitig beobachteten, wie es immer heißer und trockener wird, machte uns das große Sorgen“, erinnert sich Barend. Er war deshalb sehr froh, dass der Agrarberater den Mitgliedern der Kooperative auch eine Methode zeigte, mit der sie die Feuchtigkeit im Boden bewahren können. Die ist überraschend simpel: Einfach zwischen den Büschen Blätter und Zweige auszulegen, so dass die Sonne die Erde nicht so schnell austrocknet. 

Als wir beobachteten, dass es immer heißer und trockener wird, machten wir uns große Sorgen.

Barend Salomo, Geschäftsführer von WORC

Doch auch dieses organische Material, das als Sonnenschutz dient, muss irgendwo herkommen. Und da WORC Bioqualität produziert, darf es nicht irgendeine Materie sein. Doch Barend hat schon eine Idee. „Wenn unser Tee weiterverarbeitet wird, fallen Reste an, nämlich die Zweige, die von den Teeblättern getrennt werden. Sie wären wunderbar als Abdeckung für den Boden geeignet.“ Dieses Material von der Weiterverarbeitungsanlage zurück auf die Felder zu transportieren ist jedoch aufwendig und kostspielig. „Wir müssten zunächst in einen Lastwagen investieren und auch ein Budget für das Benzin haben. Aber auf lange Sicht würde sich das definitiv lohnen.“ Und schon entsteht wieder eine Idee, wie Kleinbäuer*innen mit den Folgen der Klimakrise umgehen können. Der Faire Handel leistet hier wichtige Beiträge, Schritt für Schritt auf dem Weg zu mehr Klimagerechtigkeit.