Mit einer Hacke über der Schulter läuft Nagasha Dorcias Karamugire über ihr Feld. Unterwegs wirft sie einen prüfenden Blick auf die gerade heranreifende neue Ernte. Die meisten Kaffeekirschen sind noch grün, nur vereinzelt sind schon rote Früchte dazwischen. Aber alle glänzen, sind gesund – und ungewöhnlich groß. „Die Mühe, Kuhdung aufzutreiben, hat sich gelohnt“, meint die 52-Jährige. Kuhdung ist ein knappes Gut geworden, seit ACPCU, der Dachverband der örtlichen Kaffeekooperativen in der Ankole-Region größer wird und dadurch immer mehr Bauern auf Bio-Kaffee umschwenken.
Nagasha wird demnächst mehr davon brauchen: Vor kurzem hat sie etwas über einen halben Hektar Land kaufen können. Darauf möchte sie zusätzlich zum Kaffee auch Bananenpflanzen anbauen, für sich selbst und zum Verkauf. Vor etwa drei Jahren hatte sie auch schon ein kleines Stück Land erworben und darauf 15 Kaffeebüsche gepflanzt. „In dieser Saison kann ich davon ernten“, freut sie sich. Auf dieser Fläche wachsen jetzt außerdem 24 weitere Kaffeesetzlinge heran.
Von ihrem Land muss Nagasha Dorcias Karamugire elf Menschen ernähren. Nagasha hat sieben Kinder und bereits sechs Enkel: Bis auf die ältesten Töchter und deren Kinder hängen alle davon ab. Das ist typisch für den Südwesten Ugandas. Die Bevölkerung wächst, das Land muss immer mehr Menschen ernähren.
Um der Erde so viel Ertrag wie irgend möglich abzutrotzen, greifen viele Bauern zu Chemie. „Kurzfristig bringt das was, aber schon nach ein paar Jahren ist der Boden von dem Kunstdünger ausgelaugt“, hat die Kaffeebäuerin bei einer ihrer Schulungen gelernt. „Bevor ich Mitglied bei ACPCU wurde, wusste ich solche Dinge nicht“, meint sie. „Aber nachdem ich das gelernt habe, befolge ich alle Ratschläge zum besseren Kaffeeanbau."
Die Entscheidung ACPCU beizutreten, bezeichnet Nagasha Dorcias Karamugire als eine der besten ihres Lebens. Was sie in den Workshops und Schulungen gelernt hat, hat sich direkt auf ihr Familieneinkommen und auf ihre Lebensverhältnisse ausgewirkt.
Die Erträge sind gestiegen, die Produktionskosten gesunken und weil sie für den Fairen Handel qualitativ besonders hochwertigen Bio-Kaffee produziert, bekommt sie wesentlich mehr pro Sack als früher. „Wir haben heute doppelt so viel Geld zur Verfügung wie früher. Zum ersten Mal mussten wir nicht alles Geld für das Notwendigste ausgeben, sondern konnten etwas sparen und endlich die alte Lehmhütte durch ein fest gemauertes Haus ersetzen“, so schilderte sie ihre Situation vor drei Jahren. Inzwischen konnte sie nicht nur weiteres Land zukaufen, sondern auch 20 Hühner anschaffen. Ihre Farm hat sie ausgebaut, um in Zukunft weitere Hühner halten zu können.
Der Hausbau war auch deshalb möglich, weil die Familie heute deutlich weniger Geld für die Schulbildung ihrer Kinder ausgeben muss. „Früher waren die Schulen weit weg, der Schulweg war so lang, dass meine Kinder dort wohnen mussten. Und natürlich musste die Unterbringung bezahlt werden.“ Lange gab es in den Dörfern lediglich Grundschulen. Um das zu ändern, hat ACPCU mit Hilfe der Fairtrade-Prämie drei weiterführende Schulen in abgelegenen Regionen gegründet.
Eine davon hat auch Annitah besucht. Anders als früher ihre älteren Schwestern musste sie nicht in der nächsten Stadt wohnen, sondern konnte morgens zu Fuß zur Schule gehen. Damals wollte sie Krankenschwester oder Ärztin werden – inzwischen hat sie sich für eine IT-Laufbahn entschieden und hat dafür einen Kurs mit Zertifikat abgeschlossen. Sie plant, auf Diplom zu studieren.
„Am wichtigsten ist, die Schulgebühren für meine Kinder zu bezahlen, damit sie die Schule zu Ende machen können“, sagt sie. Außerdem möchte sie ihren Anbau weiter verbessern und mehr Einkommen erwirtschaften. Auch andere Farmer*innen zu schulen zählt zu ihren Plänen. Und: „Ich würde gerne die GEPA in Deutschland besuchen.“
Gerade schwingt Nagasha Dorcias Karamugire ihre schwere Hacke in die feuchte Erde um ein Loch für einen neuen Kaffeesetzling auszuheben. Gleich daneben gräbt sie noch eines für einen Schattenbaum – die zu pflanzen ist ebenfalls eine Empfehlung der Kooperative. Gemeinsam mit ihrem Mann Gabriel und der Enkelin Ronah setzt die Bäuerin den Schössling in das Loch. Sorgfältig drückt sie die Erde um das Pflänzchen herum fest. Zum Schluss wässert sie es ausgiebig. Fünf Jahre wird es dauern, bis der Setzling die erste Ernte liefern wird.
Stand 02/2017 - aktualisert 03/2020
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