Vor 40 Jahren

"Indio-Kaffee" als Initialzündung
für Fairen Handel

„Trinken Sie Indio-Kaffee. Helfen Sie damit den indianischen Kleinbauern in Guatemala, die große Hoffnungen auf uns und auf Sie setzen. Der Verkaufserfolg wird entscheiden, ob wir auch weiterhin Indio-Kaffee für Sie importieren können“, hieß es damals im ersten Kaffeeflyer der „Aktion Dritte Welt Handel“ im Jahr 1973. Damals wusste noch niemand, welchen Siegeszug der faire Kaffee im Laufe der kommenden 40 Jahre nehmen würde.

Wir müssen Verbrauchsgüter zu so hohen Preisen verkaufen, dass die Bauern von dem Geld leben können.Erwin Mock

Nachdem in den Niederlanden nahe der deutschen Grenze bereits die Stiftung S.O.S. Wereldhandel (heute FTO) im Fairen Handel mit Handwerksprodukten aktiv war, entstand durch die engen Kontakte mit MISEREOR in Aachen die Idee, Gebrauchsgüter wie zum Beispiel Lebensmittel zu importieren. Denn hier besteht eine ständige Nachfrage.

Wie schon bei Handwerk ging es darum, die Konsumenten durch den Verkauf von Waren aus den Ländern des Südens auch über entwicklungspolitische Zusammenhänge zu informieren.

„Ehrlicher“ Kaffee: Das erste faire Lebensmittel

„Wir müssen Verbrauchsgüter einführen und zu so hohen Preisen verkaufen, dass die Bauern von dem Geld leben können, jetzt und in der Zukunft“, war der Kerngedanke von Erwin Mock, damals Bildungsreferent bei MISEREOR. Von ihm kam die Idee, Kaffee von der damaligen Partnerorganisation FEDECOCAGUA zu beziehen. MISEREOR hatte den Aufbau dieses Verbandes von Kaffeegenossenschaften in Guatemala gefördert.

 

Zweisprachige Verpackung – einmaliger Erfolg

50.000 Kilo Rohkaffee legten im Sommer 1973 im Amsterdamer Hafen aus Guatemala an, um in den Niederlanden und in Deutschland verkauft zu werden. Der erste „Indio-Kaffee“ kam in einer zweisprachigen Verpackung für die beiden Nachbarländer auf den Markt. In Deutschland engagierten sich Weltläden und Gruppen in der „Aktion Dritte Welt Handel“. Sie bezogen den Kaffee von der 1973 gegründeten Vorläuferorganisation der GEPA „Gesellschaft für Handel mit der Dritten Welt“. Diese war damals noch eine Tochterorganisation der niederländischen S.O.S. Auch die ökumenische „action 365“ importiert bis heute den fairen Kaffee aus Guatemala. Der Indio-Kaffee kam als erstes Lebensmittel im Fairen Handel unerwartet gut an und in der folgenden Zeit entwickelte sich das Produktangebot stetig weiter.

Erster Film zum Fairen Kaffeehandel

Im folgenden Video sehen Sie Ausschnitte aus "Guatemala 1. Sorte" dem ersten Film zum Fairen Kaffeehandel von 1973. Er ist eine Gemeinschaftsproduktion von NDR und MISEREOR:

438 Millionen Tassen

Der Erfolg des Indio-Kaffee führte letztlich auch zur Gründung der GEPA als eigenständiger Import- und Vertriebsorganisation 1975 in Deutschland durch die großen Kirchen und die damalige Arbeitsgemeinschaft der Dritte Welt Läden (heute Weltladen-Dachverband). Seit 1978 ist FEDECOCAGUA direkter Partner der GEPA –bis heute haben wir 3,4 Millionen Kilo fairen Rohkaffee von ihnen bezogen: 438 Millionen Tassen fairer Kaffee! So wurde der Indio-Kaffee „ohne bitteren Beigeschmack“ zum Ausgangspunkt für den Erfolg und die große Produktvielfalt fairer Produkte heute.

Foto ganz oben und Nr. 2 (im Text von oben): Misereor, Foto Nr. 1 und Video: GEPA – The Fair Trade Company/A. Welsing

 

Stand 02/2013

 

WEITERE INFORMATIONEN

„Wie der fair gehandelte Kaffee vor 40 Jahren in die Welt kam und sie veränderte“
Artikel aus dem MISEREOR-Magazin herunterladen

Interviews mit Erwin Mock und Ulrich Koch
als pdf herunterladen

Mehr Historisches zum Fairen Handel unter
www.misereor.de

"Chronik einer Freundschaft"
www.action365.de

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