Forderungen für mehr Fairen Handel in der EU

Die GEPA bei den Europäischen
Entwicklungstagen in Brüssel

Wie Fairer Handel konkreter als bisher in der EU-Politik berücksichtigt werden kann, diskutierten entwicklungspolitische Fair Handels-Experten mit Vertretern der EU-Kommission. Im Rahmen der diesjährigen Europäischen Entwicklungstage hatte das Fair Trade Advocacy Office (FTAO) – das Lobbybüro der Fair-Handels-Bewegung – in Brüssel zum Diskussionsworkshop eingeladen. Die Leitfrage: „Wie kann die ‚Aid for Trade‘- Strategie der EU zum Erreichen der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung beitragen?“

Bis Ende des Jahres möchte die EU-Kommission ihre „Aid for Trade“-Strategie überarbeiten und an die Anforderungen der neuen Agenda für nachhaltige Entwicklung anpassen. Ziel von „Aid for Trade“ ist, dass auch bisher am Weltmarkt benachteiligte Länder am globalen Handel teilnehmen können.

Staatliche Unterstützung sollte wirklich da ankommen, wo sie gebraucht wird.Veselina Vasileva

Fairen Handel und Entwicklungszusammenarbeit stärker vernetzen

„Wir wollen die Fair-Handels-Praktiken zum Standard für den gesamten internationalen Handel machen. Dafür sind konkrete Vorgaben der Europäischen Union notwendig: Vorgaben, die global tätige europäische Unternehmen zum verantwortungsvollen Wirtschaften entlang ihrer gesamten Lieferketten motivieren. Unternehmen, die bereits fair handeln, brauchen darüber hinaus unterstützende Rahmenbedingungen, um ihr partnerschaftliches Handeln fortzusetzen“, betonte die politische Referentin der GEPA, Veselina Vasileva, im Gespräch mit Bertrand Jolas.

Jolas ist Referent für Handelspolitik bei der Kommission und verantwortlich für die Revision der „Aid  for Trade“-Strategie. „Wir brauchen eine stärkere Kooperation zwischen der Entwicklungszusammenarbeit und dem Fairen Handel, damit die staatliche Unterstützung wirklich da ankommt, wo sie gebraucht wird – bei den Kleinproduzenten und ihren Netzwerken“, führte Veselina Vasileva weiter aus.

Wir bleiben dran: neue Stelle für politische Referentin

Wie die Europäische Kommission den Fairen Handel in Zukunft berücksichtigen wird, bleibt abzuwarten – aber wir bleiben dran: Die GEPA wird zusammen mit dem FTAO und den weiteren Fair-Handels-Netzwerken die Revision der „Aid for Trade“-Strategie verfolgen und die Interessen des Fairen Handels einbringen.

Um diese Arbeit voranzutreiben, hat die GEPA seit Anfang Juni eine neue Netzwerk- und Lobbystelle für eine politische Referentin eingerichtet. Ziel ist, die Fair-Handels-Netzwerke auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene aktiv zu unterstützen, die Bewusstseinsarbeit für eine verantwortungsvolle, faire Wirtschaftsweise zu fördern und den Handelspartnern im Süden ein Sprachrohr zu geben.

Die Europäischen Entwicklungstage

Die Europäischen Entwicklungstage fanden am 15. und 16. Juni 2016 in Brüssel statt. Hauptthema war die nachhaltige Entwicklung. In politischen Debatten wurde nach konkreten Lösungen gesucht, wie sich die 17 globalen Zukunftsziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) umsetzen lassen. Sie sind der Kern der Agenda für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen.

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon war anwesend und betonte in seiner Eröffnungsrede, dass die fünf „P“s für eine nachhaltige Entwicklung weltweit besonders wichtig seien: People, Planet, Prosperity, Peace, Partnership (Menschen, Planet, Wohlstand, Frieden, Partnerschaft). 

Insgesamt haben in diesem Jahr mehr als 6.000 Entwicklungsexperten aus ca. 150 Ländern teilgenommen. Darunter Staats- und Regierungschefs aus aller Welt sowie Vertreter/innen von Politik, Zivilgesellschaft und staatliche und nicht-staatliche Entwicklungsorganisationen.

Hintergrundinformationen

„Aid for Trade“

Die „Aid for Trade“-Initiative wurde 2005 von der Welthandelsorganisation ins Leben gerufen. Sie hat zum Ziel, dass bisher auf dem Weltmarkt benachteiligte Länder am globalen Handel teilnehmen können. Dafür soll z. B. finanzielle und institutionelle Unterstützung bereitgestellt werden, sowie technische Assistenz und Aus- und Weiterbildungen.

Dadurch können Hürden wie schwache Infrastruktur, fehlende Qualitätsstandards bei der Produktion, Mangel an produktiven und institutionellen Kapazitäten sowie fehlende Handelsfinanzierung überwunden werden. Die Initiative beruht auf der Annahme, dass Handel eine bedeutende Rolle zur Förderung der Entwicklung und zur Beseitigung der Armut in der Welt spielt.

Agenda für nachhaltige Entwicklung

Die Agenda für nachhaltige Entwicklung, noch bekannt unter Agenda 2030, ist ein universales Rahmenwerk, mit dem Ziel, die Armut in der Welt zu bekämpfen und die nachhaltige Entwicklung zu fördern. Es wurde in September 2015 von der internationalen Gemeinschaft verabschiedet.


Stand 06/2016

WEITERE INFORMATIONEN

Auch die GEPA ist Teil des Fair Trade Advocacy Office
Mehr Infos finden Sie hier

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der
WFTO-Europe Konferenz zu Gast bei der GEPA

Fluchtursachen

Position zu Flucht und Migration

Gerechter Welthandel ist ein Weg, Fluchtursachen zu bekämpfen – lesen Sie hier unser Positionspapier.

 | Foto: GEPA - The Fair Trade Company/C. Nusch