Spiegel online und die taz haben gerade über die kritische Studie „Fairer Handel, Beschäftigung und Armutsreduzierung in Äthiopien und Uganda“ der London School of Oriental and African Studies der University of London (SOAS) berichtet.
Grundsätzlich begrüßen wir Kritik am Fairen Handel, doch sollte diese nicht auf Kosten der Kleinbauern gehen, sondern ihre Interessen mit berücksichtigen.
Grundtenor der Studie: Kleinbauern aus Partnerkooperativen des Fairen Handels zahlen ihren Saison- und Wanderarbeitern weniger als konventionelle Betriebe. Aus unserer Sicht hinkt dieser Vergleich, weil Kleinbauern und Plantagenbesitzer in völlig unterschiedlichen Ausgangssituationen wirtschaften.
So stehen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern selbst immer wieder vor der Herausforderung, ihre Existenz zu sichern und nachhaltige Perspektiven zu schaffen. Ihnen pauschal die Misere von Wander- und Landarbeitern anzulasten würde bedeuten, wiederum eine der schwächsten Gruppen in der Wertschöpfung zur Verantwortung zu ziehen.
Im Gegensatz zu Plantagenbesitzern produzieren sie zum Beispiel weniger, ihre Kostenstruktur ist also eine ganz andere. Die Kleinbauern nutzen ihre Einkünfte, um zunächst in die für sie naheliegenden Kosten für Lebensmittel, Kleidung, Schule zu investieren. Auch hat ein Kleinbauer schlechteren Zugang z.B. zu Krediten, Infrastruktur, Transport und zu Wissen. Und sie können beispielsweise wirtschaftlich schwierige Situationen nicht so leicht auffangen.
Hier kann man nicht verallgemeinern: Wie wir von unseren Handelspartnern wissen, gibt es ein vielfältiges Spektrum bei Kleinbauern-Organisationen; von Organisationen, bei denen sich die Mitglieder und Nachbarn untereinander helfen, bis zu Organisationen, die z.B. in der Erntezeit Saisonarbeiter beschäftigen.
Unsere Erfahrung zeigt, dass Einzeluntersuchungen keine Aussagen über allgemeine Bedingungen von Wanderarbeitern und Saisonkräften zulassen.
Dabei sollen die Beobachtungen der Studie nicht in Frage gestellt werden. Aber wie es Negativbeispiele von Wanderarbeitern gibt, können wir genauso Positivbeispiele anführen.
Das sozial engagierte Familienunternehmen Ma’s Tropical Foods (Sri Lanka), von dem die GEPA Kokosmilch bezieht, hat die Kokosbauern der Region bei der Gründung ihrer eigenen Kooperative SAFENET unterstützt. Über SAFENET sind nicht nur die Kooperativenmitglieder, sondern auch deren Beschäftigte krankenversichert.
Ein weiteres Beispiel ist unsere langjährige Partnerkooperative FEDECOCAGUA (Guatemala). Vom Fairen Handel profitiert z.B. nicht nur der 24-jährige Kaffeebauer Lisandro Pablo Matías. Auch die Saisonarbeitskräfte, die für ihn arbeiten, haben Vorteile: Unter anderem bekommen sie einen Lohn, der über dem lokalen Durchschnitt liegt und gute Unterkünfte.
Gerechtere Handelsbeziehungen können wir nicht allein durch verändertes Verbraucherverhalten erreichen. Wir haben Fairen Handel immer auch als politische Arbeit verstanden. Wir haben die Finger auf die Wunde gelegt. Denn der Markt allein wird es nicht richten.
Die Politik muss also mit ins Boot. Nicht ohne Grund hat das Forum Fairer Handel schon vor Jahren „10 Forderungen an den Welthandel“ gestellt, darunter auch den Abbau von Handelshemmnissen für Schwellen- und Entwicklungsländer. Nur strukturelle Veränderungen auf internationaler Ebene können nachhaltig die Arbeits- und Lebensbedingungen von allen an der Wertschöpfung Beteiligten verbessern, seien sie Kleinbauern, Wander- oder Saisonarbeiter.
Fairer Handel allein kann die Probleme dieser Welt nicht lösen, aber er kann in einem Zusammenspiel von Maßnahmen einen konkreten und wirksamen Beitrag zur Armutsbekämpfung leisten. Unsere jahrzehntelange Erfahrung im persönlichen Austausch mit unseren Handelspartnern hat uns das bestätigt.
Hier finden Sie
Unsere Kundeninformation zum Thema
Hier können Sie die
Stellungnahme von Fairtrade Deutschland ansehen
Hier erfahren Sie mehr über
die politischen Anliegen des Forums Fairer Handel