Mit Qualitätskaffee gegen die Klimakrise

Wie der Kooperativen-Dachverband
COSURCA Ernteeinbußen begegnet

Reportage von Knut Henkel

Im dritten Jahr in Folge haben die Folgen der Klimakrise den Genoss*innen von COSURCA die Ernte verhagelt. Starkregen in der Blütephase der Kaffeepflanzen sorgt für niedrigere Erträge und weniger Einkommen. Das könnte durch die exzellente Qualität zumindest etwas kompensiert werden, hofft Exportmanager Freddy Urbano.

Ein Lächeln umspielt die Lippen von Freddy Urbano als er den allradgetriebenen weißen Wagen mit dem Logo von COSURCA am Ortseingang von La Sierra auf die Straße zur Farm von Elisabeth Garzón steuert. Das hat seinen Grund, denn viele Kaffeesträucher in der Umgebung von La Sierra stehen in voller Blüte. „Wenn es noch ein paar Wochen Sonne und keine heftigen Niederschläge gibt, wäre das ein gutes Vorzeichen für die Ernte im nächsten Jahr“, sagt der langjährige Verkaufsmanager von COSURCA.

Dachverband von elf Kaffeekooperativen

Der Dachverband von elf Kaffeekooperativen arbeitet in dem im Süden Kolumbiens gelegenen Verwaltungsbezirk Cauca und hat seine Zentrale in der Kleinstadt Timbío. Dort ist Freddy Urbano heute früh gestartet: Er ist nach La Sierra gefahren, um dort der Vereinigung von Bio-Produzent*innen Asprosi kurz vor dem Ende der Kaffeeernte einen Besuch abzustatten.

Je nach Region bis zu 50 Prozent weniger Ertrag

Die Ernte hinkt erneut deutlich hinter den Erwartungen hinterher.Freddy Urbano, Exportmanager

„Die Ernte hinkt erneut deutlich hinter den Erwartungen hinterher. Sie liegt je nach Region bis zu 50 Prozent unter dem Ergebnis von 2019, der letzten Ernte vor der Pandemie“. Seit rund drei Jahren macht der Klimawandel den rund 1.500 COSURCA-Genoss*innen das Leben schwer. Ernteeinbrüche von 20 bis 30 und in diesem Jahr regional bis 50 Prozent sind die Folge. Deshalb ist Freddy Urbano froh, die Kaffeesträucher rund um La Sierra blühen zu sehen. Jede Blüte entwickelt sich zu einer Kaffeekirsche, wenn es gut läuft und kein Starkregen die Blüten wegspült. 

„Ein normales Jahr wäre schon mal was“, hofft der 49-jährige Kaffeeexperte, der heute bei den Pionieren des Bioanbaus in der Region angemeldet ist: 173 Genoss*innen, davon 79 Frauen, bauen in den Dörfern und Weilern rund um die Kleinstadt La Sierra Kaffee auf Höhenlagen zwischen 1.600 und 1.900 Metern über dem Meeresspiegel an.

Selbst hergestellter Biodünger nährt die Kaffeepflanzen

Unseren flüssigen Dünger erhalten alle, die wollen.Elizabeth Garzón, Kaffeebäuerin

Elizabeth Garzón ist eine von ihnen, die 37-Jährige aus dem Dorf Santa Marta ist verantwortlich für den Biodünger der Genossenschaft. Der wird hinter dem Haus von Weimar Riascos auf einer überdachten Freifläche produziert, die wiederum von kleinen Anbauflächen und einem Gewächshaus umgeben ist. „Ein Teil des Komposts kommt im Gewächshaus zum Einsatz. Das Gros erhalten Mitglieder, die keinen eigenen Kompost angelegt haben. Unseren flüssigen Dünger erhalten hingegen alle, die wollen“, erklärt Garzón und deutet auf die blauen Fässer mit je 150 Liter. Die stehen in einer langen Doppelreihe hinter ihr, enthalten Mikroorganismen aus dem Wald, die Küchen- und Gartenabfälle zersetzen und regelmäßig von ihr kontrolliert werden. In den Herbstmonaten, eventuell noch einmal im Frühjahr, soll der Flüssigdünger, dessen Produktion durch den GEPA-Handelspartnerfonds  gefördert wurde, ausgebracht werden.

Kaffeesträucher sind sensibel

Intensive Sonneneinstrahlung führt dazu, dass die Blätter braun werden.Alchemiro Palachor, Kaffeebauer

Nährstoffe für die sensiblen Kaffeesträucher, die es weder zu nass noch zu heiß mögen. „Intensive Sonneneinstrahlung führt schlicht dazu, dass die Blätter der Kaffeepflanze braun werden, sich einrollen oder abfallen“, erklärt Alchemiro Palachor. Seine Farm ist 1,5 Hektar groß, beim Besuch ist auch Marcial Gómez Valencia vor Ort, einer der Veteranen der Genossenschaft.

Bio-Kaffeebohnen seit mehr als 20 Jahren

Mehr als zehn Hektar hat niemand bei Asprosi und die beiden Veteranen, beide über 70 Jahre alt, sind Bio-Pioniere. Sie produzieren Bio-Kaffeebohnen seit mehr als 20 Jahren. Das ist ungewöhnlich in der Region, die sich derzeit einer steigenden Nachfrage nach Bio-Bohnen gegenübersieht. „Wir könnten mehr verkaufen als wir anbieten können“, erklärt Freddy Urbano und hofft auf die kommende Ernte.

COSURCA-Kaffees erfüllen Gourmet-Standards

Immerhin hat die auslaufende Ernte einen großen Vorteil: Die Kaffeebohnen sind qualitativ hochwertig, perfekt getrocknet und vorsortiert. Das bestätigt Edwin Puliche Zúñiga, COSURCA-Kaffeesommelier. Er überprüft die Qualitätder Bohnen, bevor er Kaffeemuster in alle Welt schickt, um sie zu verkaufen. „Mehr als 80 Prozent unserer Bohnen kommen auf 84 und mehr Punkte auf der Skala der Speciality Coffee Association aus den USA“, so der 41-jährige Kaffee-Experte. Dadurch erfüllen die COSURCA-Kaffees Gourmet-Standards. 

Dank dieser hohen Qualität haben Freddy Urbano und sein Team bessere Preise für ein exzellentes Produkt bei Abnehmern wie der GEPA, der Wuppertaler Fair Trade Company ausgehandelt. „Das kompensiert zumindest einen Teil der Ernteeinbußen“, erklärt Urbano und deutet auf das steigende Angebot der Kleinbäuer*innen-Kooperativen.

Wir versuchen auch andere Produkte zu kommerzialisieren.Freddy Urbano, Exportmanager

Kakao, Schokolade, Erdnüsse, Rohrohrzucker und der eigene Kaffee finden sich in den Verkaufsvitrinen wieder. Sie liegen auf der anderen Seite der Lagerhalle, wo täglich Dutzende von Kaffeesäcken à 69 Kilogramm angeliefert werden. „Kaffee ist unser Basisprodukt, aber wir versuchen auch andere Produkte unserer Mitglieder zu kommerzialisieren“, erklärt Urbano den Ansatz.

Handel auf Augenhöhe lockt neue Genossenschaften

Handel auf Augenhöhe lautet die Devise von COSURCA. Die Erfolge der letzten drei Dekaden haben dazu geführt, dass derzeit zwei neue Genossenschaften vor der Aufnahme in den Dachverband stehen. Das könnte auch für höhere Produktionsmengen sorgen – wenn das Wetter mitspielt. Davon hängt vieles ab und deshalb feilt die Geschäftsführung um René Ausecha an neuen Zukunftskonzepten.

Agrar-Universität ist geplant

Know-how aus dem Anbau von Kaffee und anderer Produkte weitergebenRené Ausecha, Geschäftsführer

Dazu gehört auch die Gründung einer eigenen Bildungseinrichtung: einer Art Agrar-Universität. „Ziel ist es, Know-how aus dem Anbau von Kaffee und anderer Produkte weiterzugeben, aber auch den Weg in einen kommunalen Tourismus zu ebnen“, so Ausecha.

Seit 2015 hat COSURCA alle nötigen Lizenzen beantragt und darf nun in Timbío eine Bildungseinrichtung aufbauen. Das ist für die Genossen jedoch nur der erste Schritt. „Mittelfristig sollen da Bildungseinrichtungen unter der Regie unseres Bildungsträgers CORPOCAMINOS entstehen, wo es zu wenige gibt: in Orten wie Argelia und La Sierra.“

Sehnsucht nach Frieden

Das könnte die Realitäten in Orten wie La Sierra oder Argelia positiv verändern. Dazu zählt auch die Befriedung der Regionen: während es in La Sierra weitgehend friedlich ist, ist das in Argelia leider nicht der Fall. Für die Genoss*innen vor Ort ein Problem und auch für COSURCA. Freddy Urbano muss jedes Mal checken, wie die Sicherheitslage vor Ort ist, bevor er die Reise antritt. An diesen Verhältnissen möchte der Genossenschaftsdachverband etwas ändern: auf einem neuen, innovativen Weg.

Diese Reportage hat der freie Journalist Knut Henkel von seinem Besuch aus Kolumbien mitgebracht.

Wo COSURCA-Kaffee kaufen?

Von COSURCA erhält die GEPA Rohware für den Bio Kaffee Kolumbien PUR 250g. Er ist in Weltläden, Bioläden, im gut sortieren Lebensmittelhandel, sowie im GEPA-Store in Wuppertal oder online unter www.gepa-shop.de erhältlich.

Stand: 09/2023

WEITERE INFORMATIONEN

Einen Überblick über unseren Partner bekommen Sie in der
Handelspartner-Darstellung COSURCA

Was die GEPA-Expert*innen an Kaffee lieben, lesen Sie auf unserer Seite:
Kaffeekultur made by GEPA

Wie der Faire Handel Kaffeebäuer*innen mehr Planungssicherheit bietet, lesen Sie in der
aktuellen Studie des Forum Fairer Handel "Mit bitterem Beigeschmack" (06/2022)

Reportage 2022

Aufgeben ist keine Option

Die erste COSURCA-Reportage von Knut Henkel aus 2022 gibt weitere Einblicke in die Hintergründe unseres Handelspartners.

 | Foto: GEPA - The Fair Trade Company / K. Henkel

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Kaffeestudie des Forum Fairer Handel

„Mit bitterem Beigeschmack”

Diese Studie zeigt u.a. am Beispiel COSURCA, wie der Faire Handel den Kaffeebäuer*innen mehr Planungssicherheit bietet.

 | Foto: GEPA - The Fair Trade Company / FEDECOCAGUA