Wuppertal/Mainz/Berlin. An einem Strang: Nur mit vereinter Kraft können Verbraucher, Politik und Fairer Handel den Welthandel gerechter gestalten. Zu diesem Fazit sind Sven Giegold, Sprecher der Grünen im Europaparlament, Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, und Andrea Fütterer, Leiterin der Grundsatzabteilung beim Fair Trade-Pionier GEPA, bei einer Podiumsdiskussion im Vorfeld des Sustainable Development-Gipfels (New York, 25. bis 27. September) gekommen. Vertreterinnen und Vertreter von Medien, Weltläden, kirchlichen Hilfswerken und Nicht-Regierungs-organisationen beteiligten sich rege am Gedankenaustausch zum 40-jährigen Doppeljubiläum von GEPA und Weltladen-Dachverband am 18. September in Berlin, den Caspar Dohmen, Wirtschaftsjournalist und Autor („Otto Moralverbraucher“) moderierte. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller schickte ein Grußwort, in dem er der GEPA und dem Weltladen-Dachverband zum 40-jährigen Bestehen gratulierte: „Seit der Gründung vor 40 Jahren setzt sich die GEPA erfolgreich für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Produzentinnen und Produzenten in Entwicklungs- und Schwellenländern ein. Auch der Beitrag der 800 Weltläden zur Aufklärung der Verbraucher/-innen über die Folgen ungerechter Welthandelsstrukturen ist ein fester Bestandteil des Fairen Handels in Deutschland.“ Die Verbraucher forderte Müller auf, für ihren täglichen Konsum Verantwortung zu übernehmen und so zur Armutsbekämpfung beizutragen.
Der EU-Abgeordnete Sven Giegold betonte die große Macht der Verbraucher, wenn sie sich organisieren: „Der Fairer Handel macht ein Angebot, damit Verbrauchermacht wirken kann.“ Gleichzeitig nahm er die Politik in die Pflicht: „Was Fairer Handel garantiert, ist nicht die freie Wahl des Konsumenten zwischen Produkten ohne und mit Menschenrechtsverletzungen. Es ist so, dass es nichts anderes als Fairen Handel geben dürfte. Das bedeutet für eine Politik zu streiten, die Fairen Handel für alle und alle Produkte verbindlich macht.“ Er fügte hinzu: „Sobald ein Unternehmen eine bestimmte Marktmacht im Handel hat, sollte es verpflichtet werden, soziale und ökologische Kriterien über die gesamte Lieferkette einzuhalten. Diese Kriterien sollten dann einklagbar sein.“ Gleichzeitig rief er auf, an der Großdemonstration von Gewerkschaften, Verbänden und Kulturschaffenden gegen die Freihandelsabkommen TTIP zwischen USA und Europa und CETA zwischen Kanada und Europa am 10. Oktober in Berlin teilzunehmen. Es brauche Vorreiter, um erst auf nationaler, dann auf EU-Ebene Druck auf die Politik auszuüben.
Vandana Shiva klagte die Ausbeutung des Südens durch Großkonzerne an. Als Gründerin der Stiftung Navdanya, von der die GEPA Basmatireis bezieht, setzt sie sich für die Erhaltung der Artenvielfalt und gegen Patentierung von Reissorten ein. „Fairer Handel hält dem unfairen Handel den Spiegel vor, weil er zeigt, dass es anders geht.“ Sie rief die Menschen dazu auf, sich nicht auf die Rolle als Konsumenten reduzieren zu lassen. „Bei Navdanya werden Verbraucher/-innen als Co-Produzent/-innen betrachtet. Denn wenn man eine bewusste Wahl trifft, das zu unterstützen, was nachhaltig, gerecht und fair ist, dann spielt man schon eine politische Rolle bei der Gestaltung des Produktionssystems.“ Verbraucher könnten mit der Veränderung anfangen. Fairer Handel sei ein Akt zivilen Ungehorsams. Bezogen auf den Basmatireis sagte sie: „In diesen paar Reiskörnern steckt die Fruchtbarkeit des Bodens, die Pflege der Biobauern und die faire Handelsbeziehung zwischen Europa und Indien.“
Andrea Fütterer hob hervor, was der Faire Handel bislang erreicht hat: „Fairer Handel ist eine Bewegung geworden, keine Modeerscheinung mehr. Weltläden sind Fachgeschäfte des Fairen Handels, haben außerdem durch ihre Bildungskampagnen viel zur Bewusstseinsbildung beigetragen. Wir haben Strukturen wie das Forum Fairer Handel und das Fair Trade Advocacy Office als politische Interessensvertretung auf EU-Ebene aufgebaut und sind Ansprechpartner auf Augenhöhe für die Politik. Im letzten Jahr haben Verbraucherinnen und Verbraucher eine Milliarde Euro für fair gehandelte Produkte ausgegeben.“ Gleichzeitig liege aber auch auf der Hand, was noch getan werden müsse. „Ca. 1,6 Millionen bäuerlichen Familien und Arbeiter/-innen, die vom Fairen Handel profitieren, stehen weltweit ca. 540 Millionen bäuerliche Familienbetriebe gegenüber, die unter ungerechten Welthandelsstrukturen leiden.“ Diese Dimension mache deutlich, dass ein grundlegender Strukturwandel durch politische Rahmensetzungen unabdingbar sei.
Die GEPA garantiert seit 40 Jahren Transparenz und Glaubwürdigkeit ihrer Arbeit. Als größte europäische Fair Handelsorganisation handelt sie mit Genossenschaften und sozial engagierten Privatbetrieben aus Lateinamerika, Afrika, Asien und Europa. 2014: „Deutschlands nachhaltigste Marke“.
www.gepa.de
Der Weltladen-Dachverband ist die Selbstorganisation von rund 450 Weltläden, der Fachgeschäfte des Fairen Handels. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehört die Weiterentwicklung der Weltläden und die Absicherung ihrer Glaubwürdigkeit.
www.weltladen.de
Die Veranstaltung findet statt im Rahmen der bundesweiten Fairen Woche.
www.fairewoche.de
Brigitte Frommeyer
GEPA - The Fair Trade Company
Tel.: 0202/266 83-64
presse@ gepa.de
Klaus Wöldecke
Weltladen-Dachverband e.V.
Tel: 06131/68 907-89
k.woeldecke@ weltladen.de
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