Fortschritt für Frauen durch Fairen Handel

Wie Frauen bei GEPA-Partnern selbstbestimmt ihren Weg gehen, Krisen zum Trotz, und welche Rolle Fairer Handel dabei spielt.

Catarina Velasco Toma umarmt ihre Mutter und ihre Tochter. Sie tragen buntgeblümte Kleidung.

Internationalen Frauentag 2024: Kleinbäuerinnen bei GEPA-Partnern weltweit

Wie Frauen in Afrika, Lateinamerika und Asien auch bei Krisen selbstbestimmt ihren Weg gehen und so zum Vorbild für andere Frauen werden, zeigt Fair Trade-Pionierin GEPA mit ihren Partnerorganisationen seit vielen Jahren.

In drei Porträts erzählen Frauen bei GEPA-Handelspartnern von drei Kontinenten von ihrer Arbeit, ihren Herausforderungen und wie sie sie meistern:

Hervorzuheben ist außerdem ein Projekt bei der Honigkooperative Guya’b in Guatemala: Dabei stellen Frauen Shampoos und Seifen aus Bio-Honig her, die sie lokal verkaufen:

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Gladys Kyomugisha (Mitte), Frauenbeauftragte des ugandischen Kaffeedachverbands ACPCU, GEPA-Partner seit 2006.
Gladys Kyomugisha (Mitte), Frauenbeauftragte des ugandischen Kaffeedachverbands ACPCU, mit Franziska Bringe, GEPA-Einkaufsmanagerin Kaffee (links) und Brigitte Frommeyer, GEPA-Pressereferentin (rechts).

Frauen haben oft keine Sicherheiten, kein Einkommen, keinen Zugang zu Land.

Gladys Kyomugisha

Im Kaffee-Anbau geht nichts ohne Frauen

Gladys Kyomugisha, ACPCU (Uganda)

Gladys ist Frauenbeauftragte des Kaffeedachverbandes ACPCU (Uganda), mit dem die GEPA seit 2006 zusammenarbeitet. Aus ihrer Sicht sind Frauen in Uganda noch sehr abhängig von ihren Männern: „Frauen haben oft keine Sicherheiten, kein Einkommen und auch keinen Zugang zu Land. Bei einer Scheidung bleiben nur die kleinen Kinder bei ihrer Mutter. Kinder ab sieben Jahren werden den Vätern zugesprochen.“

Mikrokredit-Programm für Frauen

ACPCU hat ein Mikrokredit-Programm für Frauen initiiert, an dem sich auch die GEPA beteiligt hat. Die Kredite werden zu niedrigen Zinsen vergeben, z. B. für die Instandhaltung ihrer Gebäude. Für Frauen ist es schwierig, bei regulären Banken ein Darlehen zu erhalten.
Aktuell verteilt ACPCU kostenlos Pilzsetzlinge an die Frauen. Mit dem Anbau und Verkauf von Pilzen, Kohl und Möhren erzielen die Frauen ein zusätzliches Einkommen.

Konfliktberatung u. a. bei häuslicher Gewalt

Gladys berät die Frauen auch bei Konflikten in der Familie, denn „häusliche Gewalt ist immer noch ein großes Problem.“

Weiterbildungen im Kaffee-Anbau

Im Kaffeeanbau geht nichts ohne die Frauen. Sie erhalten Weiterbildungen in ihrer lokalen Muttersprache. Welche Qualitäten es braucht, um eine gute Kaffeebäuerin zu sein, fasst Gladys so zusammen: „Harte Arbeit, Geduld, kein Unkraut auf dem Feld.“

Mehr über ACPCU erfahren

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Sindyanna of Galilee: Arabische und jüdische Frauen bei der Arbeit. Von der NGO bezieht die GEPA fair gehandelte Mandeln. Sindyanna of Galilee engagiert sich für die jüdisch-arabische Friedensarbeit, was gerade jetzt besondere Aktualität gewinnt.
Frauensolidarität kennt keine Grenzen: Arabische und jüdische Mitglieder der NGO Sindyanna of Galilee. Dritte von rechts: Gründerin und Geschäftsführerin Hadas Lahav.

Jüdische und arabische Frauen sind mehr denn je entschlossen für Menschlichkeit und Geschwisterlichkeit zu kämpfen.

Hadas Lahav

Jüdisch-Arabische Friedensarbeit

Hadas Lahav, Sindyanna of Galilee (Israel)

Hadas ist die Gründerin und Geschäftsführerin der jüdisch-arabischen NGO, von der die GEPA seit 2020 Mandeln bezieht. Sindyanna of Galilee engagiert sich für die jüdisch-arabische Friedensarbeit, was durch den jetzigen Konflikt in Israel und Gaza eine besondere Aktualität gewinnt.

Hadas betont: „In dieser dunklen Zeit der Gewalt und des Hasses, die über unser Land zieht, fühlen sich die arabischen und jüdischen Frauen von Sindyanna ihrer Einheit verpflichtet und sind mehr denn je entschlossen, über nationale und religiöse Grenzen hinweg für Menschlichkeit und Geschwisterlichkeit zu kämpfen.“

Die Organisation bietet auch arabischen Frauen Chancen, die sonst kaum Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Für ihre Arbeit ist Sindyanna national und international vielfach ausgezeichnet worden.

Mehr über Sindyanna Of Galilee erfahren

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Lateinamerikanische Imkerin mit nassen Haaren lächelt in die Kamera
Catarina Velasco Toma ist Imkerin und Aufsichtsratsmitglied der Kooperative COPICHAJULENSE in Guatemala. COPICHAJULENSE hat eine Imkerschulung speziell für Frauen angeboten. Catarina liebt die Arbeit mit ihren Bienen, auch wenn der Alltag oft sehr hart ist.
Frau in traditioneller lateinamerikanischer Kleidung steht erhöht an einem steilen Hang.
Der Weg zu ihren Bienenstöcken ist steil und rutschig. Auf dem 45-minütigen Fußweg muss sie sich querfeldein durch das Gestrüpp schlagen, oft schwerbeladen mit Smoker (Imkerpfeife), Stockmeißel und Waben. Auf dem Heimweg trägt sie oft Kanister von 25 Kilo Honig das abschüssige Gelände hinab. Wegen der starken Regenfälle sind die Straßen ausgewaschen und für Busse nicht passierbar.
Catarina Velasco Toma umarmt ihre Mutter und ihre Tochter. Sie tragen buntgeblümte Kleidung.
Imkerin und Aufsichtsratsmitglied Catarina Velasco Toma (Mitte) vom GEPA-Honigpartner COPICHAJULENSE in Guatemala, hier mit ihrer Mutter und Tochter. Die Mutter lebt mit im Haushalt von Catarina.

Harte Arbeit für hervorragenden Honig

Catarina Velasco Toma, COPICHAJULENSE (Guatemala)

Die Imkerin ist Aufsichtsratsmitglied und eine von 29 Frauen von COPICHAJULENSE. Die Kooperative hat in Kooperation mit einer NGO eine Imker-Schulung speziell für Frauen angeboten.
Catarina hat drei Kinder; ihr Mann arbeitet auf einer Finca im Tomaten- und Zwiebel-Anbau und kommt nur alle sechs Wochen nach Hause. „Es ist eine große Hilfe, dass COPICHAJULENSE mir meine Honigernte immer abnimmt und ich direkt einen Teil des Geldes erhalte“, sagt Catarina. „Ansonsten müsste ich von Haus zu Haus gehen, um den Honig zu verkaufen, aber die Nachfrage ist nicht groß. Es freut mich und macht mich stolz, dass die Deutschen Interesse an unserem Honig haben. Es ist ein purer, aromatischer Bio-Honig, den wir hier produzieren.“

Es freut mich und macht mich stolz, dass die Deutschen Interesse an unserem Honig haben.

Catarina Velasco Toma

Unwetter treffen auch ihre Bienenvölker

Durch die starken Regenfälle, Kältefronten und Unwetter hat sie jedoch 15 ihrer 20 Bienenvölker verloren und so auch Einkommen eingebüßt. Sie sagt: „Manchmal frage ich mich, ob ich weitermachen soll, denn die Imkerei ist sehr harte Arbeit für eine Frau.“ Aber Catarina nimmt die Herausforderung auf sich, denn sie arbeitet sehr gerne mit ihren Bienen.

Planungssicherheit durch Fairen Handel

Die GEPA ist die einzige Kundin von COPICHAJULENSE. Sie gibt der Genossenschaft eine jährliche Abnahmegarantie für ihren Bio-Honig. So haben Imkerinnen wie Catarina mehr Planungssicherheit. Die GEPA zahlt außerdem aus einem Fonds Zuschüsse für Bienentränken und ein Aufforstungsprojekt. Aus den Setzlingen wachsen Obstbäume, die Nektar für die Bienen und Nahrung für die Imkerfamilien liefern sollen. Mit der Fairtrade-Prämie wird das Winterfutter für die Bienen bezahlt. So sparen die Mitglieder Produktionskosten.

Mehr über COPICHAJULENSE erfahren

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Drei Gruppen von Frauen wurden zu Seifenproduzentinnen ausgebildet, hier zu sehen die Gruppe aus der Gemeindeaus den Gemeinden Inchehuex.
Am Shampoo arbeiten die Frauen mindestens zu zweit: Wasser einen Tag im Voraus abgekocht und gefiltert, um Bakterien abzutöten. Dann gibt eine die Zutaten hinein und die andere macht kreisende Bewegungen, um alles gut zu vermischen und die nötige Konsistenz zu erzielen. Dies kann um die zehn Minuten dauern.
Weiterer Eindruck von der Shampooherstellung
Zum Projekt gehört auch eine Werbestrategie vom Markenaufbau über Logo- und Verpackungsdesign bis hin zu Social Media.

Honig macht Frauen stark und schön!

Honig-Kooperative Guya’b ist „role model“ für Geschlechtergerechtigkeit

Wie Honig Frauen stärkt und ihren Unternehmerinnengeist weckt, zeigt die Kaffee- und Honig-Genossenschaft Guaya’b, mit der die GEPA seit 2002 zusammenarbeitet. Der Name ist Programm: In der Maya-Sprache Popti‘ bedeutet Guaya’b „gegenseitige Hilfe“.

Politische Workshops

Mit ihren Workshops zu Menschenrechten, wirtschaftlicher Autonomie, Arbeitsteilung und politischer Teilhabe ist Guya’b ein „role model“ für Geschlechtergerechtigkeit. Guaya’b kooperiert dabei mit der NGO „Programa Moscamed“ (https://moscamed-guatemala.org.gt/#/). Eine Sozialarbeiterin und ein Psychologe begleiten das Projekt.

Neue Chancen durch Pflegeprodukte aus Honig

Viele der weiblichen Mitglieder von Guaya’b sind Analphabetinnen, sprechen kaum Spanisch, was ihre Marktchancen erschwert. In Schulungen entdecken die Imkerinnen, dass Honig mehr als eine süße Einnahmequelle ist. Es dient zudem als Basis für Seifen und Shampoos, die die Frauen herstellen und dann auf dem lokalen Markt verkaufen können. So stellen sie ihre wirtschaftliche Existenz auf weitere Standbeine. Zugleich soll der Honig als vielseitig einsetzbares Bio-Produkt etabliert werden. Die GEPA wird dieses Projekt mit 3.000 Euro aus ihrem eigenen Fonds bezuschussen.

Eigene Herstellung für den lokalen Markt

Drei Gruppen von Frauen aus den Gemeinden Inchehuex, Chapaltelaj und der Gemeindehauptstadt Jacaltenango wurden zu Seifen- und Shampoo-Produzentinnen ausgebildet. Bei Guaya’b bestellen sie den Honig, der vorher einer Qualitätskontrolle unterzogen wurde.
Daraus stellen sie z. B. mit natürlichen Ölen und Glyzerin von Hand Seifen und Shampoos her, verpacken sie selbst und verkaufen sie auf dem lokalen Markt.  Derzeit für 35 Quetzales (ca. vier Euro) für das Shampoo und die Seife für 15 Quetzales (ca. 1,70 Euro). Dabei handelt es sich um Einführungspreise für die handgemachten Produkte.

Begleitet wird das Projekt von einer Werbestrategie von Markenaufbau über Logo- und Verpackungsdesign bis hin zu Social Media.

Mehr Perspektiven für Frauen und ihre Familien

Die zusätzlichen Einnahmen sollen den Alltag der Frauen und ihrer Familien erleichtern. So können sie mehr Lebensmittel, Medikamente und Schulbedarf für ihre Kinder kaufen.

Mehr über Guaya'b erfahren

Fair Trade und feministische Entwicklungspolitik: Natürliche Partner

Was das Forum Fairer Handel (FFH) mit der GEPA als Mitglied, GEPA-Gesellschafter BDKJ (Bund Deutscher Katholischer Jugend) und Fairtrade Deutschland unter feministischer Entwicklungspolitik verstehen, haben sie in einem gemeinsamen Positionspaper zusammengefasst.Fairer Handel und feministische Entwicklungspolitik sind natürliche Partner. Geschlechtergerechtigkeit ist unabdingbar für eine zukunftsfähige, sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung weltweit.

Stand 03/2024