Wie Frauen in Afrika, Lateinamerika und Asien auch bei Krisen selbstbestimmt ihren Weg gehen und so zum Vorbild für andere Frauen werden, zeigt Fair Trade-Pionierin GEPA mit ihren Partnerorganisationen seit vielen Jahren.
In drei Porträts erzählen Frauen bei GEPA-Handelspartnern von drei Kontinenten von ihrer Arbeit, ihren Herausforderungen und wie sie sie meistern:
Hervorzuheben ist außerdem ein Projekt bei der Honigkooperative Guya’b in Guatemala: Dabei stellen Frauen Shampoos und Seifen aus Bio-Honig her, die sie lokal verkaufen:
Gladys ist Frauenbeauftragte des Kaffeedachverbandes ACPCU (Uganda), mit dem die GEPA seit 2006 zusammenarbeitet. Aus ihrer Sicht sind Frauen in Uganda noch sehr abhängig von ihren Männern: „Frauen haben oft keine Sicherheiten, kein Einkommen und auch keinen Zugang zu Land. Bei einer Scheidung bleiben nur die kleinen Kinder bei ihrer Mutter. Kinder ab sieben Jahren werden den Vätern zugesprochen.“
ACPCU hat ein Mikrokredit-Programm für Frauen initiiert, an dem sich auch die GEPA beteiligt hat. Die Kredite werden zu niedrigen Zinsen vergeben, z. B. für die Instandhaltung ihrer Gebäude. Für Frauen ist es schwierig, bei regulären Banken ein Darlehen zu erhalten.
Aktuell verteilt ACPCU kostenlos Pilzsetzlinge an die Frauen. Mit dem Anbau und Verkauf von Pilzen, Kohl und Möhren erzielen die Frauen ein zusätzliches Einkommen.
Gladys berät die Frauen auch bei Konflikten in der Familie, denn „häusliche Gewalt ist immer noch ein großes Problem.“
Im Kaffeeanbau geht nichts ohne die Frauen. Sie erhalten Weiterbildungen in ihrer lokalen Muttersprache. Welche Qualitäten es braucht, um eine gute Kaffeebäuerin zu sein, fasst Gladys so zusammen: „Harte Arbeit, Geduld, kein Unkraut auf dem Feld.“
Hadas ist die Gründerin und Geschäftsführerin der jüdisch-arabischen NGO, von der die GEPA seit 2020 Mandeln bezieht. Sindyanna of Galilee engagiert sich für die jüdisch-arabische Friedensarbeit, was durch den jetzigen Konflikt in Israel und Gaza eine besondere Aktualität gewinnt.
Hadas betont: „In dieser dunklen Zeit der Gewalt und des Hasses, die über unser Land zieht, fühlen sich die arabischen und jüdischen Frauen von Sindyanna ihrer Einheit verpflichtet und sind mehr denn je entschlossen, über nationale und religiöse Grenzen hinweg für Menschlichkeit und Geschwisterlichkeit zu kämpfen.“
Die Organisation bietet auch arabischen Frauen Chancen, die sonst kaum Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Für ihre Arbeit ist Sindyanna national und international vielfach ausgezeichnet worden.
Die Imkerin ist Aufsichtsratsmitglied und eine von 29 Frauen von COPICHAJULENSE. Die Kooperative hat in Kooperation mit einer NGO eine Imker-Schulung speziell für Frauen angeboten.
Catarina hat drei Kinder; ihr Mann arbeitet auf einer Finca im Tomaten- und Zwiebel-Anbau und kommt nur alle sechs Wochen nach Hause. „Es ist eine große Hilfe, dass COPICHAJULENSE mir meine Honigernte immer abnimmt und ich direkt einen Teil des Geldes erhalte“, sagt Catarina. „Ansonsten müsste ich von Haus zu Haus gehen, um den Honig zu verkaufen, aber die Nachfrage ist nicht groß. Es freut mich und macht mich stolz, dass die Deutschen Interesse an unserem Honig haben. Es ist ein purer, aromatischer Bio-Honig, den wir hier produzieren.“
Durch die starken Regenfälle, Kältefronten und Unwetter hat sie jedoch 15 ihrer 20 Bienenvölker verloren und so auch Einkommen eingebüßt. Sie sagt: „Manchmal frage ich mich, ob ich weitermachen soll, denn die Imkerei ist sehr harte Arbeit für eine Frau.“ Aber Catarina nimmt die Herausforderung auf sich, denn sie arbeitet sehr gerne mit ihren Bienen.
Die GEPA ist die einzige Kundin von COPICHAJULENSE. Sie gibt der Genossenschaft eine jährliche Abnahmegarantie für ihren Bio-Honig. So haben Imkerinnen wie Catarina mehr Planungssicherheit. Die GEPA zahlt außerdem aus einem Fonds Zuschüsse für Bienentränken und ein Aufforstungsprojekt. Aus den Setzlingen wachsen Obstbäume, die Nektar für die Bienen und Nahrung für die Imkerfamilien liefern sollen. Mit der Fairtrade-Prämie wird das Winterfutter für die Bienen bezahlt. So sparen die Mitglieder Produktionskosten.
Wie Honig Frauen stärkt und ihren Unternehmerinnengeist weckt, zeigt die Kaffee- und Honig-Genossenschaft Guaya’b, mit der die GEPA seit 2002 zusammenarbeitet. Der Name ist Programm: In der Maya-Sprache Popti‘ bedeutet Guaya’b „gegenseitige Hilfe“.
Mit ihren Workshops zu Menschenrechten, wirtschaftlicher Autonomie, Arbeitsteilung und politischer Teilhabe ist Guya’b ein „role model“ für Geschlechtergerechtigkeit. Guaya’b kooperiert dabei mit der NGO „Programa Moscamed“ (https://moscamed-guatemala.org.gt/#/). Eine Sozialarbeiterin und ein Psychologe begleiten das Projekt.
Viele der weiblichen Mitglieder von Guaya’b sind Analphabetinnen, sprechen kaum Spanisch, was ihre Marktchancen erschwert. In Schulungen entdecken die Imkerinnen, dass Honig mehr als eine süße Einnahmequelle ist. Es dient zudem als Basis für Seifen und Shampoos, die die Frauen herstellen und dann auf dem lokalen Markt verkaufen können. So stellen sie ihre wirtschaftliche Existenz auf weitere Standbeine. Zugleich soll der Honig als vielseitig einsetzbares Bio-Produkt etabliert werden. Die GEPA wird dieses Projekt mit 3.000 Euro aus ihrem eigenen Fonds bezuschussen.
Drei Gruppen von Frauen aus den Gemeinden Inchehuex, Chapaltelaj und der Gemeindehauptstadt Jacaltenango wurden zu Seifen- und Shampoo-Produzentinnen ausgebildet. Bei Guaya’b bestellen sie den Honig, der vorher einer Qualitätskontrolle unterzogen wurde.
Daraus stellen sie z. B. mit natürlichen Ölen und Glyzerin von Hand Seifen und Shampoos her, verpacken sie selbst und verkaufen sie auf dem lokalen Markt. Derzeit für 35 Quetzales (ca. vier Euro) für das Shampoo und die Seife für 15 Quetzales (ca. 1,70 Euro). Dabei handelt es sich um Einführungspreise für die handgemachten Produkte.
Begleitet wird das Projekt von einer Werbestrategie von Markenaufbau über Logo- und Verpackungsdesign bis hin zu Social Media.
Die zusätzlichen Einnahmen sollen den Alltag der Frauen und ihrer Familien erleichtern. So können sie mehr Lebensmittel, Medikamente und Schulbedarf für ihre Kinder kaufen.
Was das Forum Fairer Handel (FFH) mit der GEPA als Mitglied, GEPA-Gesellschafter BDKJ (Bund Deutscher Katholischer Jugend) und Fairtrade Deutschland unter feministischer Entwicklungspolitik verstehen, haben sie in einem gemeinsamen Positionspaper zusammengefasst.Fairer Handel und feministische Entwicklungspolitik sind natürliche Partner. Geschlechtergerechtigkeit ist unabdingbar für eine zukunftsfähige, sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung weltweit.
Stand 03/2024
Positionspapier vom Forum Fairer Handel (die GEPA ist Mitglied), unserem Gesellschafter BDKJ und Fairtrade Deutschland von 2023:
Feministische Entwicklungspolitik und Fairer Handel
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Pressemitteilung zum Internationalen Frauentag 2024